Samstag, 28. April 2012
Phoebus lebt!
Wer war noch einmal Phoebus? Zum Glück gibt es Wikipedia: "Das Phoebuskartell bezeichnet ein Gebiets-, Normen- und Typenkartell, das im Dezember 1924 in Genf von den international führenden Glühlampenherstellern gegründet wurde." Die meisten Kartelle haben zum Ziel, den Preis für ein Produkt möglichst hoch zu halten. Phoebus nicht. Die Kartellmitglieder einigten sich vielmehr darauf, die Lebensdauer für Glühlampen möglichst niedrig zu halten. So gab es in den 1920er Jahren schon Glühlampen, die mehrere tausend Stunden brannten! Nicht auszudenken, wenn sich das durchgesetzt hätte! Irgendwann hätten die Kunden ihr ganzes Leben mit einer einzigen Glühlampe gelebt! Wo wäre denn da der Umsatz geblieben?

Also einigten sich die Mitglieder des Phoebuskartells darauf, die Lebensdauer einer Glühlampe auf 1000 Stunden zu beschränken. Die Firmen mussten auch regelmäßig Produktionsmuster abliefern, damit überprüft werden konnte, ob sie diese Vorgabe einhielte. Brannten die Birnen länger, dann mussten sie Strafe zahlen.

Im Jahr 1942 soll das Kartell beendet worden sein, als die US-Regierung Anklage gegen General Electric erhob. Bemerkenswerterweise ist es dennoch keinem Glühlampenhersteller in den folgenden Jahrzehnten gelungen, die Lebensdauer der Glühbirne auf mehr als 1000 Stunden zu steigern...

Jetzt brauchen sich die Hersteller darüber aber auch nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. In der EU werden Ende des Jahres die letzten Glühbirnen verboten, die ersten Modelle sind schon seit September 2009 verboten. Sie werden durch Energiesparlampen ersetzt, für die die Industrie viel Werbung gemacht hat. Immerhin verbrauchen sie nur ein Fünftel so viel Strom wie die herkömmliche Glühbirne. Und das ist in Zeit der CO2-Verschmutzung sicher ein gewichtiges Argument.

Nachdem das Verbot der Glühbirne jedoch durchgesetzt war, tat sich jedoch merkwürdiges. Plötzlich kamen die Energiesparlampe in die Kritik. Erst warnte Ende 2010 das Umweltbundesamt vor dem Quecksilber in den Energiesparlampen; denn zerbrechen diese, so wird der Quecksilberrichtwert in der Luft um das 20fache überschritten.

Dann deckte das NDR-Magazin "Markt" auf, dass viele Energiesparlampen krebserregende Stoffe enthalten, die bei der Benutzung in die Atemluft freigesetzt werden - die Energiesparlampen brauchen dazu noch nicht einmal beschädigt zu sein.

Vor kurzem gab es eine Reportage auf 3sat zum Ende der Glühbirne. Während die Leuchtmittelhersteller keine Probleme hatten, den Reportern die Produktion der herkömmlichen Glühbirne und zukünftiger Leuchtkörper auf Halbeiterbasis zu zeigen, durften sie bei keinem Hersteller die Produktion von Energiesparlampen besichtigen. Ein aus Asien zugespielter Film zeigte dann auch, was wohl der Grund sein dürfte: Ohne ausreichenden Schutz werden hier die giftigen Stoffe wie das Quecksilber in die Lampen eingebracht. Die Arbeiter werden früh krankt und sterben jung. Aber Asiaten gibt's ja genug.

Ist es also wirklich in unserem Sinne, dass die Glühbirnen durch die Energiesparlampe ausgetauscht werden? Oder hat die Industrie hier wieder einen Standard geschaffen, der in ihrem Sinne sein mag, doch nicht im Sinne der Kunden? Lebt Phoebus immer noch?
J.E.