Freitag, 21. Juni 2013
Als Tiger gestartet...
War das 2009 eine Sensation: Kaum ein Jahr im Amt, schon hatte man dem amerikanischen Präsidenten Barack Obama den Friedensnobelpreis verliehen. Und er hatte ja auch so viel vor: Er wollte die Atomwaffen abrüsten, er wollte dem Nahen Osten die Hand zum Frieden reichen, er wollte den Schandfleck Guantanamo schließen, er wollte mehr Demokratie wagen in einem Land, das nach 9/11 die Demokratie schamhaft versteckt hatte.

Und diese Woche war er in Deutschland. Endlich durfte er seine große Rede vor dem Brandenburger Tor halten, vor dem auch schon J.F. Kennedy und Ronald Reagan standen. Doch statt einer großartigen Rede, gab es nur einen schalen Aufguss seines schon 2009 gegebenen Versprechens, die Atomwaffen abrüsten zu wollen. Über die Schließung von Guantanamo verlor er kein Wort mehr. Vielleicht ist es ihm peinlich, wie wenig er hier erreicht hat.

Und dann wurde auch noch aufgedeckt, dass die USA mit dem Programm PRISM elektronische Medien der ganzen Welt überwachen - und von den Freunden gerade Deutschland im Fokus steht. Obwohl mit dem Überwachungsprogramm keine Amerikaner ausspioniert werden sollen, gehen sie dem enggestrickten Netz der Spione auch in die Falle - und verharren dann dort. Warum sollte man auch wieder hergeben, was man einmal bekommen hat?

Wo ist nun der Präsident, der mehr Demokratie wagen wollte, der mit den selbstherrlichen und unredlichen Handlungsweisen der Bush-Administration brechen wollte? Als Tiger gestartet...

Vielleicht war die Rede am Brandenburger Tor, auch wenn sie keinen bleibenden Eidnruck hinterließ, dennoch symbolhaft: Obama trat dort hinter zentimeterdickem Glas auf. So nah scheint er den Menschen überall auf der Welt zu sein.
P.H.