Wie sollte man einen Mörder bestrafen? Die Bibel fordert "Auge um Auge, Zahn um Zahn", und auch die meisten Gesellschaften haben oder hatten den Tod des Mörders als geeignete Strafe vorgesehen.
In den meisten westlichen Ländern hat man die Todesstrafe in den letzten Jahrzehnten abgeschafft. Dass ein Mensch einem anderen Menschen das Leben nimmt, kann niemand verantworten, auch nicht als Strafe auf ein Vergehen. Und sollte man sich geirrt und den Falschen hingerichtet haben, dann kann dieser Fehler nicht mehr korrigiert werden. Der Rächer wurde zum Mörder.
Dies ist auch in den USA der Fall. Bis 2007 waren schon 15 Leute, die in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung gewartet hatten, aufgrund neuer DNA-Beweise
freigesprochen worden. Wie viele Unschuldige noch in den Todeszellen der USA warten, und wie viele Unschuldige schon hingerichtet wurden, weiß niemand genau.
Dennoch wird in den USA weiter hingerichtet. Und wenn nach mehreren Jahrzehnten bestimmte Chemikalien für die Todesspritze nicht mehr hergestellt werden oder von ihren europäischen Herstellern nicht mehr für den Einsatz bei Exekutionen zugelassen werden, dann probiert man eben einen anderen Giftcocktail aus. Ein solcher Giftcocktail hat diese Woche zu einem
minutenlangen Todeskampf eines verurteilten Mörders geführt.
Grausame Bestrafungen sind in den USA zwar verfassungswidrig, aber die Todesstrafe gilt dort in den USA per se nicht als grausam. Nur wenn es zu lange dauert, bis der Verurteilte verendet, kommt in den USA eine Diskussion auf, ob das nicht vielleicht doch grausam war. Doch prinzipiell wird die Todesstrafe nicht in Frage gestellt.
Warum sollte sie auch in einem Land in Frage gestellt werden, dessen Bürger auf das Recht pochen, eine Waffe besitzen zu dürfen? Warum sollte sie in einem Land in Frage gestellt werden, in dem allein in großen Städten wie Chicago und New York pro Jahr so viele Menschen ermordet werden wie in ganz Deutschland? Was man als grausam betrachtet, ist relativ. In einem wilden Land erscheint einem eben vieles selbstverständlich, was man in einem zivilisierten Land als unmenschlich empfinden würde.
Die Bestrafung eines Mörders mit dem Tod spiegelt nicht die Schwere seiner Tat wieder, sondern ist allein ein Zeichen für die Grausamkeit, die in dem Land herrscht. In einem Land, in dem das Leben als Überlebenskampf gesehen wird, den nur die Stärksten gewinnen, kommt es auf ein paar Opfer mehr oder weniger eben nicht an.
Und wenn die dann auch noch qualvoll verenden, ist es eigentlich auch egal.
P.H.
red horse am 18. Januar 14
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