Gentechnik ist sicher! Irgendwie...
Sollte man bisher gedacht haben, dass in einer Demokratie Dinge nur geschehen, wenn die Mehrheit dafür ist, so hat uns die EU diese Woche eines Besseren belehrt. Der Genmais 1507 der Firma Pioneer Dupont wird wohl in der EU
zugelassen, weil sich keine Mehrheit fand, die gegen die Zulassung votierte (Deutschland, als eines der Länder mit den meisten Stimmen, wusste nicht so recht, wie es sich verhalten sollte - die Unionsparteien waren nicht so richtig dagegen - also enthielt man sich - und stimmte so de facto für die Zulassung).
Die Umweltverbände kritisieren dies. Gentechnik wird von ihnen als Frankenfood bezeichnet, nach dem Doktor Frankenstein, der einen Menschen schuf, indem er verschiedene Teile von Leichen zusammen nähte. Und ähnlich funktioniert auch Gentechnik: Man bringt unterschiedliche Gene zusammen und schaut, was passiert.
Es passiert schon nichts, sagen die Befürworter der Gentechnik. Diese Genmaissorte zum Beispiel produziert ein Insektengift mit dem Namen Bt, das von dem Bakterium Bacillus thuringiensis produziert wird. Da der Genmais sein eigenes Insektengift produziert, braucht man weniger Chemie. Und hat nicht Rachel Carson, die mit ihrem Buch "Silent Spring" die Welt vor den Giften der Landwirtschaft warnte, selber angeregt, Bt-Toxine als umweltfreundlichen Toxine einzusetzen?
Doch, das hat sie. Aber es war nie die Rede davon, die Gifte rund ums Jahr zu produzieren, sondern nur punktuell einzusetzen, wenn die Pflanzen von Schädlingen bedroht sind. Dank der Gentechnik tötet das Gift nun dauerhaft die Insekten unserer Umwelt. Aber man darf das nicht zu eng sehen: Es gibt doch genug von ihnen.
Dann haben die Gegner der Gentechnik Angst davor, dass die fremden Gene auf andere Pflanzen überspringen können. Sprechen Sie mal einen Biologen darauf an, wie wahrscheinlich das ist. Der wird Ihnen sagen, dass es Quatsch sei. Und dann vielleicht noch beruhigend hinzufügen, dass dies in der Natur doch etwas ganz normales sei. Und tatsächlich hat man veränderte Gene schon in zahlreichen wildlebenden Pflanzen gefunden. Aber, Sie ahnen es, auch von denen gibt es ja genug.
Was ein Gen macht, wenn es irgendwo in der DNA eingebaut wird, weiß keiner so genau. Die Biologen erzählen uns, dass das Gen an genau der richtigen Stelle eingebaut wird und dort nur das Protein erzeugt, was es erzeugen soll. Aber leider klappt das nur bei einer von mehreren Tausend Pflanzen so chirurgisch präzise, was auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass die Gene an kleine Metallkügelchen befestigt und dann mit einer "Gen-Kanone" in den Zellkern geschossen werden - wo sie eben irgendwo eingebaut werden. Und zumeist an den falschen Stellen.
Und nun fällt den Biologen auf, dass die Gentechnik, die Wissenschaft der DNA, vielleicht doch nicht alles über die Vererbung zu erzählen weiß, und man die Epigenetik benötigt; denn man hat gesehen, dass nicht alle vererbten Merkmale durch weitervererbte DNA erklärt werden können. Aber nichts Genaues weiß man nicht, es ist halt noch ein weites, unerschlossenen Land.
Man weiß halt nur, dass die Gentechnik ganz sicher, also hundetprozentig, nicht schädlich für den Menschen und unsere Umwelt ist.
Schließlich weiß man ja auch, dass ein Schlachtfeld nichts gesundheitsschädlich ist. Man darf sich eben nur nicht dort aufhalten, wo die Bomben explodieren...
P.H.