Ist sie nicht wunderbar, die schöne neue Technikwelt? Die Geräte werden immer kleiner und leistungsfähiger. Die ersten Handys waren klobige Teile mit externen Batterien, mit denen man trotzdem nur wenige Minuten telefonieren konnte. Moderne Smartphones passen in die Hosentasche und erlauben es uns, Filme zu sehen, Musik zu hören, im Internet zu surfen - und, ach ja, natürlich auch zu telefonieren.
Und gerade das Internet ist doch ein Segen. Mussten wir früher Tausende ausgeben, um ein Lexikon zu erwerben, so liefert uns das Internet alle Informationen kostenlos. Es ist nicht mehr nötig, eine Zeitung zu abonnieren, wenn uns das Internet dieselben Informationen mit einem Klick zur Verfügung stellt.
Wenn man genau hinschaut, ist das Internet allerdings nur so kostenlos, wie das Privatfernsehen. Während wir für das öffentlich-rechtliche Fernsehen monatliche Gebühren zahlen müssen, lebt das Privatfernsehen von Werbeeinnahmen. Die Kosten dafür werden auf die Produkte aufgeschlagen, und so zahlen am Ende doch wir die Kosten dafür. Doch während wir bei den öffentlich-rechtlichen eine Rechnung bekommen können und transparent sehen können, wie viel uns das Programm kostet, verbergen sich die Kosten für das Privatfernsehen, und wir haben keine Ahnung, wer wie viel für das Programm zahlt.
Ähnlich geht das Internet vor. Google macht uns glauben, dass seine Dienste völlig kostenlos seien. Dabei erwirtschaftet es
Milliarden mit Werbung, für die letztlich wir zahlen. Unter dem Strich kommt uns Google ziemlich teuer.
Aber es schickt uns keine Rechnung, weshalb wir glauben, Google sei umsonst. Ebenso glauben wir, alles andere im Netz sei umsonst. Und wir genießen es. Dass wir mit Geld und privaten Daten zahlen (die Informationen, die Google über uns hat, hätten jeden Stasi-Offizier vor Neid erblassen lassen), wird uns nicht bewusst. Wir entblößen uns vor den Konzernen und glauben auch noch, dass dies für uns vorteilshaft wäre.
Dieses Google-Konzept der scheinbaren Kostenlosigkeit breitet sich nun in der gesamten IT-Branche aus. Samsung wurde erwischt, wie sie in ihre Fernseher eine Software eingebaut haben, die von Samsung aufgespielte
Werbung einblendet. Der Computerhersteller
Lenovo hat auf seine Rechner eine Software vorinstalliert, die auf Webseiten gezielt Werbung einblendet. Ganz allgemein packen uns die Gerätehersteller immer mehr Werbung auf die Geräte, die Speicher fressen, das Gerät verlangsamen - und eigentlich ohne Nutzen für uns sind. Doch sie helfen den Herstellern, die Preise zu senken, denn sie verdienen an der Werbung.
Dass uns diese Software dann auch noch ausspioniert, muss uns nicht stören. Wir zahlen doch weniger. Und wer hat schon was zu verbergen?
So werden wir von der Industrie unserer Bürgerrechte beraubt und zu dem degradiert, was wir in der modernen Wirtschaft sein sollen: Konsumenten, die stumpfsinnig ihr Geld ausgeben.
P.H.
red horse am 27. Februar 15
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