Samstag, 14. März 2015
Schizophrenes Europa
Am Montag dieser Woche hat die Europäische Zentralbank die letzten Schleusen geöffnet. Weil die Inflation noch niedrig ist, schmeißt die EZB so viel Geld auf den Markt, wie noch nie vorher. Die Zinsen sind schon seit Jahren historisch niedrig, seit Mitte 2014 müssen Banken, die Geld bei der EZB parken, sogar Strafzinsen zahlen, dennoch erholt sich die Wirtschaft in den Krisenländern der EU kaum, weil dort kein Geld ankommt, um zu investieren oder zu konsumieren.

Also kauft die EZB nun monatlich für 40 Milliarden Euro Staatsanleihen von den Banken auf, um ihnen mehr Geld zur Verfügung zu stellen, Geld, welches dann dazu dienen soll, die Konjunktur anzukurbeln.

Doch Geld scheint nicht das Problem zu sein. Geld hatten die Banken schon vorher genug, sie wurden mit den Strafzinsen ja sogar gezwungen, es an die Kunden weiter zu reichen - und haben es dennoch nicht getan, sondern lieber die Strafzinsen der EZB in Kauf genommen. Und so sorgt die zusätzliche Geldschwemmen nur dafür, dass die Aktienkurse steigen und der DAX von Rekord zu Rekord eilt. Das zusätzliche Geld landet nicht in der Wirtschaft und bei den Armen, deren Konsum angekurbelt werden soll, sondern in den Taschen der Reichen, die dadurch noch reicher werden.

Denn gleichzeitig verfolgt die Politik ein ganz anderes Ziel. Anstatt die Wirtschaft durch Investitionen anzukurbeln, will sie die Staatshaushalte durch Sparen in den Griff bekommen.

Die EZB stellt mehr Geld zur Verfügung, und Politik nimmt es sofort wieder weg.

Mal schaun, wie lange Europa diesen Spagat überlebt.
J.E.