Samstag, 26. April 2025
Kirche heute
Heute wird Papst Franziskus beerdigt. Kommentatoren betonten seine soziale Ader, seinen Einsatz für die Schwachen und Geknechteten. Und tatsächlich ist dies, wenn man die Geschichte der Kirche betrachtet, erwähnenswert; denn lange Zeit interessierte die Kirche nur das Wohl der Reichen, denen sie half, die Armen zu knechten.

Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum konservative Kräfte heute so mit der Kirche fremdeln, auch wenn sie das „C“ im Namen tragen und sich als christlich oder Bewahrer des Christentums verstehen.

Die CDU-Politikerin Julia Klöckner wünscht sich eine Kirche, die sich weniger in die Tagespolitik einmischt. Sie soll sich um das Seelenheil kümmern und nicht um Menschrechte. Nach dem Motto: Was kümmern Gott die Menschen? Ganz besonders die Armen.

Als Papst Franziskus 2023 Marseille besuchte, wurde er von den Bewahrern christlicher Werte kritisiert, von Mitgliedern des rechtsextremen Rassemblement National. Der Papst hatte sich nämlich dafür ausgesprochen, sich mit Migranten solidarisch zu zeigen – und das konnte den Rechtsextremen natürlich nicht gefallen. Sie warfen dem Papst vor, dass er nicht für die Mehrheit der Gläubigen sprechen, was schon ein eigenartiger Vorwurf an das Oberhaupt der Kirche ist, nach dem die Gläubigen sich zu richten haben.

Es scheint so, als habe die Kirche sich tatsächlich gewandelt. Weg von einer arroganten, herzlosen Machtmaschine, die mit den Reichen bandelt, hin zu einer menschenfreundlichen Organisation, die nun sogar Kindesmissbräuche nicht länger vertuschen will. Das Leben in einer demokratischen Gesellschaft scheint abzufärben.

Da ist es kein Wunder, dass manch einer sich die alte Kirche zurückwünscht – und mit ihr die alte, undemokratische Gesellschaft, in der er sich um Rechte anderer keine Gedanken machen musste.
J.E.