Gelddrucken für Fortgeschrittene
Die Zentralbanken haben ein beneidenswertes Privileg: Sie dürfen Geld drucken. Wollten Sie das zu Hause ebenfalls machen und mit ihren Kunstwerken beim Bäcker bezahlten, dann stände recht bald die Polizei bei ihnen vor der Tür. Und nicht nur, weil sie Sie mit dem selber gedruckten Geld den Urheberschutz der Zentralbanken verletzt haben.

Niemand außer den Zentralbanken hat das Recht, Geld zu drucken, und das aus gutem Grund: Je mehr Geld in einer Wirtschaft zur Verfügung stände, desto weniger wäre es wert. Druckte man nach Belieben Geld, dann stiege die Inflation - und die hübschen Scheine wären nichts mehr wert. Deshalb nimmt man Geldfälschern ihre Arbeit so übel.

Doch nicht nur die Geldmenge bestimmt den Wert des Geldes, auch die Umlaufgeschwindigkeit. Wenn man hundert Euro besitzt, und diese zum Ende des Monats ausgibt, und der neue Besitzer sie ebenfalls erst zum Ende des nächsten Monats ausgibt, dann wechseln über das Jahr gesehen 1200 Euro den Besitzer. Geben die Besitzer das Geld jedoch schon am Ende der nächsten Woche aus, dann sind es 5200 Euro. Je größer die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, desto mehr Geld sitzt im System.

Ein wichtiger Beschleuniger im System des Geldes sind die Banken. Leider dürfen sie Geld nicht drucken. Sie dürfen es sich jedoch leihen und wieder verleihen - und mit den Zinsgewinnen Geld verdienen. Die Banken bringen in erster Linie kein Geld in Umlauf, sondern Schulden. Je mehr Schulden Kreditnehmer bei einer Bank jedoch machen können, desto mehr Geld kommt in Umlauf. Deshalb hat der Gesetzgeber festgelegt, dass eine Bank nur ungefähr das Zehnfache des Eigenkapitals als Kredite vergeben darf. Das schränkt die Aktivitäten einer Bank natürlich ein.

Deshalb erfand man vor einigen Jahren die Kreditderivate. Nun konnten die Banken die von ihnen vergebenen Kredite als Wertpapiere verkaufen, womit die Kredite nicht mehr in den eigenen Büchern standen, und man wieder Luft hatte, weitere Kredite zu vergeben. Das Spiel ließ sich endlos weiterdrehen. Plötzlich schufen die Banken mit ihren Krediten nicht die zehnfache Geldmenge, sondern ein Vielfaches davon. Dank der Kreditderivate konnten sie endlich ihr eigenes Geld drucken.

Bis dann die Wirtschaft unter dem vielen Geld zusammenbrach.

Nun schwor die Politik, dass sie die Banken härter an die Leine nehmen wolle, und solche Aktivitäten zukünftig nicht mehr möglich sein. Gut, bisher ist nicht viel geschehen, aber "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste" und so suchten sich die Geldhäuser andere Geldquellen, die beinahe so sicher waren wie Gelddrucken. Besonders kreativ war hier Goldman Sachs, die auch schon bei den Kreditderivaten eine unrühmliche Rolle gespielt hatten.

Goldman Sachs kaufte in den USA riesige Läger für Aluminium auf; denn die Ökonomie sagt, dass die Preise steigen, wenn ein Produkt knapp wird. Nun kann Goldman Sachs das Aluminium nicht einfach zurückhalten und den Preis künstlich in die Höhe treiben. Damit würde es seine Quasi-Monopolstellung ausnutzen, und dass könnte die Politik auf den Markt rufen, weil es wieder mal der Wirtschaft schadet. Und tatsächlich gibt es in den USA eine Vorschrift, dass die Aluminiumläger 3000 Tonnen Aluminium täglich ausliefern müssen, damit kein künstlicher Engpass entsteht. Und das macht Goldman Sachs, von denen man manchmal den Eindruck haben könnte, es handele sich um eine kriminelle Vereinigung mit Banklizenz, auch: Sie liefern 3000 Tonnen Aluminium täglich aus. Und lassen sie von LKWs in andere Aluminiumläger fahren, wo sie dann einige Tage später wieder zurück ins ursprüngliche Lager gekarrt werden. Warteten die Kunden bisher einige Tage auf ihre Aluminiumlieferung, beträgt die Lieferzeit heute bis zu 16 Monate. Und die Preise für das Metall steigen, was Goldman Sachs doppelt freut: Denn raten Sie mal, wer auf steigende Aluminium-Preise gewettet hat...

Schöner kann es auch nicht sein, sein eigenes Geld zu drucken.
J.E.