Der Wert des Geldes
Fragt man, welchen Wert das Geld hat, dann bekommt man die unterschiedlichsten Antworten. Ein Dagobert Duck, der für sein Leben gerne in Geld schwamm, wird Geld den höchstmöglichen Wert zuweisen. Eine Weissagung der Cree-Indianer besagt hingegen: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann." Unterschiedlicher kann man den Wert des Geldes wohl nicht einschätzen.

Doch wie schätzen wir heute, in unserer westlichen Zivilisation den Wert des Geldes ein? Spontan würde man sagen: Hoch. Ohne Geld ist man ein Nichts. Wenn man sich kein Auto leisten kann, keine anständige Kleidung, hin und wieder ausgehen und regelmäßig in den Urlaub fahren kann, dann gehört man einfach nicht dazu. Dann vegetiert man in seiner Sozialwohnung vor sich hin, während draußen das Leben spielt. Wenn man überhaupt eine Wohnung hat.

Andererseits sagen uns die Ökonomen, dass der Preis eines Produktes umso höher ist, je begehrter es ist und je kleiner sein Angebot ist. Deshalb kostet Gold, dessen letzte Reste die Bergbauunternehmen gerade aus dem Boden kratzen, auch so viel. Der Preis des Geldes ist der Zinssatz, den man dafür nimmt. Der Zinssatz ist jedoch Westen mittlerweile auf historisch niedrigem Stand, endgültig gilt dies, seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) in dieser Woche den Leitzins auf 0,25% gesenkt hat. Geld, so sagt uns dies, ist nichts mehr Wert. Das Angebot ist viel zu groß und die Nachfrage vernachlässigbar.

Auf der einen Seite haben wir also die Bürger dieses Landes, die oft nicht wissen, wovon sie leben sollen, die jeden Cent gebrauchen können, weshalb sie aus der Not heraus auch bereit sind, exorbitant hohe Überziehungskredite zu zahlen, und auf der anderen Seite stehen die Kunden der EZB, die Banken Europas, die gar nicht mehr wissen, wohin mit dem vielen Geld, weshalb der Zins für sie gegen Null geht. Und die Banken sind keine anonymen Behörden, sondern hinter ihnen stehen Investoren, denen das Geld aus der Nase quillt.

Da ist sie wieder, die Zweiteilung der Gesellschaft. Auf der einen Seite die Reichen, die dem Geld keinen Wert mehr beimessen, auf der anderen Seite die Armen, die auf jeden Cent angewiesen sind. Und wenn die SPD, die Grünen und die Linke dann fordern, man solle die Steuern für die Reichen erhöhen, die dem Geld eh keinen Wert mehr beimessen, dann schreien Union und FDP unisono auf, dass dies doch unverschämt sei.

In Monty Pythons Film "Der Sinn des Lebens", gab es einen Gourmand, der den Mund nicht voll genug bekommen konnte. Schließlich explodierte der Vielfraß. Eine Explosion bahnt sich auch in unserer Gesellschaft an, die diese widersprüchlichen Kräfte nicht ewig wird aushalten können.
J.E.