Der Preis des Lebens
Das Menschenleben, so hört man immer wieder, sei das wertvollste Gut. Wie wertvoll es ist, haben vor einigen Jahren ein paar Forscher errechnet. Sie kamen darauf, dass der Preis eines Deutschen bei ungefähr 2,3 Millionen Euro liege, ein Preis, den im Übrigen auch die EU bei Kosten-Nutzen-Analysen etwa zur Verkehrssicherheit ansetzt.

Noch nicht einmal dreimal so viel, ganze 6,5 Millionen Euro, brachte die deutsche Bundesregierung auf , um den Menschen auf den Philippinen zu helfen, die unter den Folgen eines der schwersten Taifune seit Menschengedenken leiden. Dabei kamen bisher mehr als 4000 Menschen um, 22.000 gelten noch als vermisst und gut eine Millionen Menschen sind obdachlos.

Damit geht es den Filipinos aber noch gut. Die Menschen aus Südostasien, die auf den Baustellen für die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2022 in Katar schuften, werden wie Sklaven gehandelt, deren Tod keine größere Bedeutung zu haben scheint als der Tod eines Huhns. Darüber empört man sich zwar, doch man unternimmt keine wirklichen Maßnahmen dagegen, besonders nicht solche, die Geld kosten könnten.

Großzügiger zeigte sich Deutschland bei dem Klimagipfel in Warschau: Für den Anpassungsfonds, der Projekte und Programme zur Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern finanzieren soll, hat Deutschland 30 Millionen Euro bereitgestellt. Die Schäden des Klimawandels sind wahrscheinlich um ein Vielfaches höher, aber wer kann das schon beweisen? Und wer soll das bezahlen? Immerhin geben wir ja schon Milliarden aus, um den Klimawandel erst einmal zu verursachen!

Was ist ein Menschenleben wert? Offensichtlich mehrere Millionen in den reichen Ländern - und keinen Pfifferling in den armen Ländern. Dort gibt es schließlich auch viel zu viel Leben, das Angebot verdirbt den Preis.

Aber wir arbeiten ja daran, dass sich das ändert.
J.E.