Alles für die Sicherheit
Europa wird immer sicherer. Ab 2015 sollen alle Neuwagen in Europa mit einem eCall-System ausgerüstet werden. Das System ist immer aktiv, und ruft im Fall eines Unfalls (etwa wenn der Airbag auslöst) sofort den Notruf und übermittelt Informationen wie die Position und den Wagentyp. Dafür sind ein GPS und eine Handyverbindung eingebaut. So sollen die Einsatzkräfte schneller vor Ort sein. 2500 Menschenleben sollen so pro Jahr in der Europäischen Union gerettet werden könne, wie der Verkehrskommissar Siim Kallas behauptet. Jedes Jahr kommen in Europa 28.000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben - diese Zahl will man mit eCall also um fast zehn Prozent reduzieren.

Zwar gibt es keine Statistik, die aussagt, wie viele Menschen überlebt haben könnten, wenn der Rettungswagen einige Minuten früher gekommen wäre - aber 2500 Überlebende ist zumindest eine Zahl, die uns beeindruckt. Und der Preis dafür ist hoch: Das eCall-System ist immer aktiv. Natürlich soll es nur für den Notfall genutzt werden, und nicht, um Bewegungsprofile zu erstellen. Doch es soll auch benutzt werden, um zum Beispiel gestohlene Autos zu orten. Die Technik zur Erstellung von Bewegungsprofilen ist also da. Und wenn etwas prinzipiell zur Verfügung steht, dann wird es auch genutzt.

So wird das Mautsystem auf deutschen Autobahnen allein zur Abrechnung der Maut benutzt. Aber die Daten, wo die LKWs überall waren, sind nun einmal verfügbar - und wecken deshalb Begehrlichkeiten. Erst vor wenigen Monaten dachte der deutsche Innenminister laut darüber nach, diese Daten auch der Polizei zur Verfügung zu stellen.

Unsere Kontodaten sind auch nicht länger geheim. Seit einigen Jahren können zahlreiche Ämter völlig unbehindert unsere Kontodaten einsehen. Und gerade wenn man in die USA reist, dann muss man sich geradezu entblättern und Daten liefern, die bisher niemanden etwas angingen. Man wird behandelt wie ein potentieller Verbrecher, nicht wie ein Gast.

Doch dies geschieht, wie auch eCall allein für unsere Sicherheit. Die Welt ist brutal und grausam, gerade Terroristen können uns überall auflauern - da muss der Staat doch eingreifen und uns beschützen. Gut, wir geben unsere Freiheitsrechte auf, wir werden zu einem gläsernen Bürger, den der Staat besser überwachen kann als die Stasi es sich dies je zu erträumen wagte. Aber müssen wir diesen Preis nicht zahlen?

Doch wofür zahlen wir den Preis? Sicher nicht für unsere Freiheit und unsere Demokratie. Die verschwindet in einem Staat der gläsernen Bürger wie eine Seifenblase.
J.E.