Demut
Der Mensch ist der Herrscher der Welt. „Macht euch die Erde Untertan“, heißt es in der Bibel. Kein Lebewesen der Erdgeschichte hat die Welt so geprägt wie der Mensch. Schon denkt man darüber nach, dem Zeitalter des Menschen einen Namen zu geben, Anthropozän, obwohl man bisher Zeitalter nach geologischen Ereignissen benannte. Doch der Mensch ist eine ganz besondere Kraft.

Dann aber auch nicht. Ein kleines Virus, so klein, dass man es mit dem bloßen Auge nicht sehen kann, versetzt die Menschheit in Angst und Schrecken. Covid-19, eine von einem Virus aus der Gattung der Coronaviren erzeugte Krankheit, hält die Welt in Atem. In Deutschland gab es am Morgen des 07.03.2020 genau 684 Infizierte, weltweit waren es über 100.000. Gemessen an der Gesamtzahl der Deutschen und aller Menschen eine geringe Zahl. Doch sie steigt, und sie steigt rapide. Zudem sterben etwa zwei Prozent der Infizierten – mehr als zehnmal so viele wie bei einer normal verlaufenden Grippewelle.

Und der Mensch, der Herrscher der Welt, der darüber entscheidet, welche Landschaften, Tiere und Pflanzen überleben, der darüber entscheidet, wie sich das Klima der Erde wandelt – was macht der allmächtige Mensch?

Er flüchtet.

Die Straßen in den betroffenen Orten sind menschenleer. Es kommt selbst in nicht direkt betroffenen Orten zu Hamsterkäufen. Gab es im entfernten Bekanntenkreis einen Infizierten, dann wird man oftmals von der Firma gebeten, zu Hause zu bleiben.

Der Mensch muss erkennen, dass er nicht der Herrscher der Welt ist. Vielleicht sollte er auch die Erde nicht so behandeln, als diene sie nur seinen Interessen.

Aber sollte der Mensch tatsächlich diese Lektion aus dieser Krise lernen – dann wird er sie vergessen, sobald die Krise vorbei ist.
K.M.