Hegels Philosophie
Letztes Jahr jährte sich der 250. Geburtstag Hegels, dieses Jahr der 190. Todestag. Hegel wird allgemein als großer Philosoph gesehen, wie viele Bücher zeigten, die anlässlich seines Geburtstags erschienen waren, doch andere, wie Schopenhauer, hielten ihn für einen Scharlatan. Wer liegt mit seiner Einschätzung richtig?

Betrachten wir nur eines von Hegels Hauptwerken ?Die Wissenschaft der Logik?. In diesem Werk will Hegel die ?toten Gebeine der Logik? wieder mit Leben füllen. Was meint er damit? Nun, die Logik ist eine alte philosophische Richtung, die in der Antike vor 2500 Jahren entstand und sich zur Aufgabe gesetzt hatte, die formalen Regeln für das Nachdenken festzulegen. Seit der Antike stehen diese Regeln fest, und die Logik hat sich kaum noch verändert. Hegel will die Logik mit einem neuen Leben füllen. Sie soll sich nicht nur mit der Form des Denkens befassen, sondern auch mit dem Inhalt des Denkens.

Was meint Hegel damit? Dafür müssen wir wieder in die Antike reisen. Die Philosophen erkannten damals, dass es zwei Arten gibt, die Welt zu erkennen: Die Sinne und das Nachdenken. Die Sinne unterliegen jedoch Sinnestäuschungen, also beschlossen die Philosophen, die Welt allein durch das Nachdenken zu erkennen. Diese Art der Philosophie bezeichnete man später als Metaphysik.

Nun überspringen wir einige Jahrhunderte Philosophie und landen bei Kant. Der fragte sich, ob man die Welt allein durch Nachdenken erkennen kann. Er kam in seinem Buch ?Die Kritik der reinen Vernunft? zu dem Ergebnis, dass das nicht möglich ist. Man braucht die Erfahrung, sonst kann man sich alles Mögliche ausdenken, hat jedoch keine Möglichkeit zu erkennen, welche dieser Ideen korrekt ist. Nach Kants grundlegender Kritik war die Metaphysik tot.

Hegel wusste das. Doch er mochte diesen Gedanken gar nicht. Eine Philosophie ohne Metaphysik war für ihn wie ein Tempel ohne Allerheiligstes. Also definierte er die Logik um. Sie sollte sich nun auch mit dem Inhalt des Denkens befassen, also mit dem, was man bisher als Metaphysik bezeichnet hatte. So konnte er unter dem Namen Logik weiterhin Metaphysik betreiben, ohne den seit Kant geächteten Begriff benutzen zu müssen.

Was soll man von einem solchen Vorgehen halten? Ist es eines Philosophen würdig? Wer mehr zu Kants Kritiken und der Reaktion nachfolgender Philosophen wie Hegel auf diese Kritik erfahren möchte, dem sei Der Alleszermalmer von meinem Kollegen Peter Hauser ans Herz gelegt.
J.E.