Freitag, 15. Juni 2018
Abscheuliche Politik
Das gab es noch nicht so oft: Die Unionsparteien bekämpfen sich bis aufs Messer. Die CSU möchte Flüchtlinge, die schon in einem anderen europäischen Land Asyl beantragt haben, an der Grenze zurückweisen. Das klingt doch erst einmal vernünftig: Warum sollte jemand zweimal Asyl beantragen dürfen?

Aber wir wissen: Wenn es von der CSU kommt, dass ist es selten vernünftig. Denn viele Asylsuchende kamen über Italien und Griechenland in die EU. Die beiden Länder sind mit den Flüchtlingen völlig überlastet. Und wir haben mit ihnen keine Grenze. Weisen wir sie an unserer Grenze ab, dann hätte ein Drittland das Problem. Aber die Probleme andere Leute haben die Christsozialen ja noch nie gestört.

In guter alter Trump-Manier („Was kümmern mich die anderen“) denkt die CSU erst einmal nur an sich. Vielleicht auch noch an das Land, aber das ist eher nur ein Nebeneffekt. Solidarität mit anderen ist der CSU ohnehin ein Fremdwort. Doch wenn wir schon von Trump mit Wirtschaftskriegen bedroht werden – ist es dann eine gute Idee, die anderen europäischen Länder gegen uns aufzubringen? Könnte es nicht eventuell sein, dass wir schon sehr, sehr bald ihre Solidarität brauchen?

Doch der CSU ist das egal. Sie will die nächste Landtagswahl gewinnen, und die Menschenhasser der AfD könnten ihr die absolute Mehrheit stehlen. Deshalb werden Kreuze in öffentlichen Gebäuden aufgehängt, um uns an die Höhepunkte der christlichen Zivilisation zu erinnern, wie Fremdenhass, Inquisition, Folter, Intoleranz und Kriege. Hauptsache die Misanthropen, die all das geil finden, fühlen sich in der CSU wieder zu Hause.

Christliche Werte symbolisiert die CSU mit dem Kreuz sicher nicht. Mit denen hat sie noch nie etwas anfangen können. Lieber hechelt sie den Trumps, Putins, Erdogans und Orbans dieser Welt nach, hetzt gegen Fremde und beschwört eine ausländische Bedrohung, um die eigene Macht zu sichern.

Abscheulicher kann man Politik nicht betreiben.
J.E.