Das Ende der Aufklärung
Aufklärung, das war nach Kant der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Ein nicht aufgeklärter Mensch glaubt einfach nur. Er hinterfragt keine Dinge, sondern übernimmt unkritisch Sätze und Parolen, die andere ihm vorkauen.

Das Zeitalter der Aufklärung begann im 18. Jahrhundert. Und im 21. Jahrhundert, so hat man den Eindruck, endet es nun.

Viele Menschen halten sich heute für kritisch, weil sie in fundamentaler Opposition zur "herrschenden Meinung" stehen. Doch nur selten können sie auch erklären, warum sie diese Meinung vertreten. Sie basiert nur selten auf rationalen Überlegungen, sie basiert zumeist auf Gefühlen - und ist in der Regel nur ein hirnloses Nachplappern von Parolen, die Populisten von sich gegeben haben.

Diese "Fakten" sind keine Fakten mehr, sondern zumeist erlogen. Sie sollen unsere Gefühle ansprechen, nicht unseren Verstand. Doch erst der Verstand erhebt uns über das einfache Tier, erst der Verstand macht Aufklärung möglich.

Unsere postfaktischen Zeiten wollen die Aufklärung ungeschehen machen.

So erleben wir, dass Populisten wie die AfD in Deutschland, die UKIP in Großbritannien, der Front National in Frankreich, Orban in Ungarn oder Trump in den USA immer stärker werden. Und so werden auch religiöse Bewegungen immer stärker; evangelikale Gruppen, die die Evolution ablehnen und an eine Schöpfung glauben, oder radikale Versionen des Islams, die den Menschen die Hölle auf Erden bereiten wollen.

Eine zunehmende Islamisierung und die Stärke der Populisten haben alle denselben Grund: Der Mensch ist es leid, Verantwortung für sein Tun zu übernehmen. Er möchte sich nicht mehr seines eigenen Verstandes bedienen, er möchte, dass andere für ihn denken. Der Mensch sehnt sich nach Unmündigkeit. Und so werden radikale Religionen und Populisten wieder stärker, die den Menschen nach ihrem Willen manipulieren.

In diesen postfaktischen Zeiten gibt der Mensch sich selber auf.
P.H.