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Independence Day
Heute, am 4. Juli, feiern die USA ihren Unabhängigkeitstag, die Unabhängigkeit von der britischen Krone. Aber wer genau feiert da? Die weißen Siedler aus Europa, die die Ureinwohner der USA unterworfen haben, feiern ihre Unabhängigkeit vom Joch der Briten. Die Ureinwohner wurden nicht unabhängig vom Joch der Siedler. Sie haben nichts zu feiern.

Auch die Schwarzen Bewohner der USA haben nichts zu feiern. Sie waren vor der Unabhängigkeit Sklaven – und sie blieben auch nach der Unabhängigkeit Sklaven. Es sollte noch knapp ein Jahrhundert dauern, bis sie formell frei waren und noch einmal ein Jahrhundert, bis sie formell die gleichen Rechte hatten wie die weißen Siedler. Tatsächlich gleichberechtigt sind sie bis heute nicht.

Aber wir sollten vorsichtig sein, wenn wir mit dem Finger auf den Rassismus in den USA zeigen. Die Weißen dort haben sich nicht wirklich mit Ruhm bekleckert. Doch diese Weißen, das sind wir, die Europäer. Wir haben die Idee der Überlegenheit der christlichen Kultur und der weißen, „arischen“ Rasse in die Welt getragen und andere – Juden, Moslems, Schwarze, Eingeborene – als Untermenschen betrachtet – und betrachten sie auch heute oft noch so.

Dabei ist der Hass auf andere dort am größten, wo man kaum mit den Anderen in Kontakt tritt. Wenn man die Anderen erst einmal kennenlernt, dann fällt einem auf: Guck, es sind Menschen. Und damit sind sie gar nicht so verschieden von uns. Was natürlich auch bedeutet, dass es bei den Anderen ausgesprochene Rindviecher geben kann.

Unabhängig werden die USA, werden wir alle erst sein, wenn wir verstehen, dass es nur Menschen gibt – unabhängig von der Hautfarbe und dem Aussehen.
P.H.