Der falsche Feind
Die Zeiten werden härter in Deutschland. Die ersten Flüchtlinge begrüßte man noch freundlich, doch nun werden Flüchtlinge, die in ihrer Heimat um ihr Leben fürchten mussten, wie Feinde empfangen und beschimpft, wie gerade erst im sächssichen Clausnitz. In Bautzen brannte gar ein Asylbewerberheim ab - und die Umstehenden spendeten Beifall für die Brandstifter. Der Feind ist klar: Es ist der Fremde, der Flüchtling, der Arme, der nur unser Geld will.

Doch ist er das wirklich?

Das ZDF-Magazin WISO berichtete am Montag von dubiosen Geschäften vieler Zahnärzte. Diese stellen den Zahnersatz in der Regel nicht selber her, sondern geben die Aufträge an externe Labore. Dabei haben sie die freie Wahl. Und viele Zahnärzte stellen eine Bedingung: Sie wollen sich für die "Vermittlung" dieser Aufträge bezahlen lassen, sonst vergeben sie den Auftrag an ein anderes Labor. Sie verlangen für den Auftrag etwa 10% des Umsatzes. In einer anonymen Umfrage bestätigte knapp die Hälfte der Labore, an solch illegalen Cashback-Geschäften beteiligt zu sein. Sucht man bei Google nach weiteren Bericht zu diesem Verbrechen, dann stellt man verwundert fest, dass kein anderes Medium diesen Skandal aufgegriffen hat. Man berichtet lieber über die Asylschwemme.

Und dann gibt es noch die berühmten Cum-Ex-Geschäfte vieler Banken und Investoren. Zu einem Stichtag erhält eine Bank die Dividende für seine Aktien. Als Unternehmen kann es sich die Kapitalertragsteuer zurückerstatten lassen. Doch das macht nicht nur derjenige, der tatsächlich die Dividende erhalten hat und die Steuer gezahlt hat, sondern auch viele, die um den Zeitpunkt der Dividendenzahlung die Aktien besaßen, lassen sich die Steuern erstatten, obwohl sie diese nie gezahlt haben. Der Staat sah diesem Treiben lange zu - und es ist immer noch fraglich, ob er dieses illegale Treiben wirklich beenden wird.

Doch wenn wir die Feinde der Gesellschaft suchen, dann suchen wir sie am unteren Ende, bei den Armen und den Flüchtlingen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Wir suchen sie nicht in den Villen der Eliten. Und dabei richten diese einen viel größeren gesellschaftlichen Schaden an.
J.E.




birgitdiestarke am 27.Feb 16  |  Permalink
Die Geld-"Elite" können wir aber nicht wirklich beeinflussen oder strafen, da sie ja von den Politikern beschützt wird.

Flüchtlinge können wir beschimpfen und treten und ihnen die Hilfe verweigern. Man fühlt sich so gut danach! [das ist sarkastisch gemeint, nur für alle Fälle]