China wird fairer
China wird endlich fairer. Das meint natürlich nicht die politischen Verhältnisse. China ist und bleibt eine Diktatur, die ihre Bevölkerung unterdrückt. Aber das interessiert ja nicht wirklich. Doch der Markt wird für Ausländer fairer. Bisher mussten Ausländer sich mit einem chinesischen Partner zusammentun, wenn sie in Inland produzieren wollten. So blieben Teile der Gewinne im Land und Know-how wurde ins Land geholt. Diese Praxis wurde von westlichen Unternehmen als unfair empfunden. Die Chinesen spionieren uns aus, und bauen die Geräte dann selber, hieß es immer.

Doch das ist nun zum Teil vorbei. Der Zwang, Partnerschaften einzugehen, entfällt zumindest für einige Produkte. Endlich wird der Wettbewerb fair.

Natürlich ist es unfair, wenn chinesische Firmen sich ungehindert in westliche Firmen einkaufen können, umgekehrt ist dies aber nicht möglich. Doch was wäre gewesen, wenn China diese Restriktionen nicht eingeführt hätte? Hätte die chinesische Industrie im freien Wettbewerb mit der deutlich weiter entwickelten westlichen Industrie bestehen können? Sicher nicht. Mit dieser unfairen Praxis holte sich China das mit Gewalt, was die Industrieländer ärmeren Länder immer nur versprechen: Wirkliche Entwicklungshilfe.

Nun hat China eine eigenständige, in vielen Teilen wettbewerbsfähige Industrie. Länder, die schon früher „fairen“ Handel zugelassen haben, wie Afrika und Südamerika, sind immer noch arm. Denn was aus unserer Sicht fair sein mag, muss dies aus Sicht der anderen nicht unbedingt sein.

Man kann China noch nicht einmal einen großen Vorwurf machen: Das Land hat nur das getan, was wir früher auch getan haben. Wir, das meint alle europäischen Länder, die USA, Kanada, Japan, kurz das, was wir als „westliche Industrienationen“ bezeichnen. Diese haben ihre jungen Industrien auch abgeschottet, und sie haben kopiert, was die Maschinen hergaben.

Man nehme nur das Beispiel hochwertiger und kostengünstiger Messer. Diese wurden im 19. Jahrhundert in Sheffield entwickelt. Kurz darauf gab es Messer mit dem Gütesiegel „Sheffield made“ aber auch aus – Solingen. Erst später, als die Qualität stimmte, druckte man „Made in Solingen“ auf die Messer. Doch anstatt anderen Ländern diesen Weg ebenfalls zu erlauben, denunzieren wir ihn heute als „unfair“.

China mag in wirtschaftlichen Dingen nun fairer handeln. Es wird Zeit, dass wir das auch tun.
K.M.