Die Fremden mögen wir nur in der Fremde
Sie wurden gerettet. Alle zwölf Jungen und ihr Trainer, die sich vor über zwei Wochen in einer Höhle in Thailand verlaufen hatten, konnten gerettet werden. Die Welt hat mitgefiebert, Spezialisten kamen aus aller Welt, um die Rettungskräften in Thailand zu unterstützen. Es dauerte Tage, bis man alle Jungen durch die über vier Kilometer Höhle an die Oberfläche gebracht hatte, aber schließlich war es geglückt. Alle Welt bejubelt die Retter.

Im ersten Halbjahr 2018 sind derweil über 1000 Flüchtlinge bei dem Versuch ertrunken, über das Mittelmeer Europa zu erreichen. Man muss diese Zahl aber schon suchen, wenn man sie finden will. Sie wird nicht wirklich an die große Glocke gehängt. Und die Zahl wird steigen. Denn die Mittelmeerländer verbieten den Rettungsschiffen der Hilfsorganisationen immer öfter, ihre Häfen anzulaufen, und wenn sie dies doch tun, dann werden die Schiffe beschlagnahmt.

Die Flüchtlinge sollen gefälligst zu Hause bleiben. Und wenn sie das nicht tun, dann können sie bei dem Versuch, Europa zu erreichen, auch ruhig ertrinken. Mit denen haben wir kein Mitleid. Im Gegenteil: Wir freuen uns, wenn sie endlich unser Land verlassen, wie Bundesinnenminister Seehofer, der sich freute, dass an seinem 69. Geburtstag 69 Menschen nach Afghanistan abgeschoben wurden. Was für eine schöne Geste der Ausländerbehörden!

So ist das halt in einem christlichen Land. Wir sind mitfühlend, wir sind hilfsbereit, aber nur, wenn die Armen nicht auf die dumme Idee kommen, uns aufzusuchen, um unsere christliche Nächstenliebe zu testen; denn nur in der Fremde mögen wir die Fremden.
J.E.