Samstag, 21. März 2020
Zu abstrakt
Nun gibt es Ausgangsbeschränkungen in Bayern und dem Saarland. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind geschlossen, Museen, Schwimmbäder und Schulen ohnehin, und auch Reisen darf man nicht mehr. All das, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen.

Diese Maßnahmen sind sicher richtig. Hier soll keine Kritik an ihnen geübt werden. Doch es verwundert: Sicherlich sind am Corona-Virus schon tausende Menschen gestorben, und es werden wahrscheinlich noch mehr sterben, so wenig man sich das auch wünschen mag. Doch zugleich gibt es eine Krise, an der auch Tausende sterben, unter der Millionen leiden – und das scheint nur wenige zu stören.

Der Klimawandel sorgt dafür, dass tropische Krankheiten nach Europa kommen, Unwetter, Hochwasser und Hitzewellen töten Menschen und rauben anderen die Lebensgrundlage. Millionen Menschen verlassen schon ihre Heimat – und noch mehr werden folgen – weil der Klimawandel ihre Lebensgrundlage zerstört. Und wenn jemand, wie die „Fridays for Future“-Bewegung, sich dagegen wehrt, dann wird sie belächelt, und man weist darauf hin, dass man den Menschen doch nicht zu viel zumuten darf.

Dabei fordert diese Bewegung nur, dass die Versprechen zur Eindämmung des Klimawandels (nicht, um ihn aufzuhalten, dafür ist es zu spät) endlich eingehalten werden. Die dafür erforderlichen Maßnahmen sind viel harmloser als alles, was wir heute wegen des Corona-Virus bereit sind zu tun. Doch diese einfachen Maßnahmen, obwohl ebenso nötig, würden uns schon überfordern. Das verstehe, wer will.

Aber vielleicht liegt dies nur daran, weil wir die Folgen des Klimawandels nicht so direkt spüren. Sie sind uns zu abstrakt, da zu langfristig und zu indirekt. Und wirklich rational ist der Mensch ja nicht.
K.M.



Samstag, 7. März 2020
Demut
Der Mensch ist der Herrscher der Welt. „Macht euch die Erde Untertan“, heißt es in der Bibel. Kein Lebewesen der Erdgeschichte hat die Welt so geprägt wie der Mensch. Schon denkt man darüber nach, dem Zeitalter des Menschen einen Namen zu geben, Anthropozän, obwohl man bisher Zeitalter nach geologischen Ereignissen benannte. Doch der Mensch ist eine ganz besondere Kraft.

Dann aber auch nicht. Ein kleines Virus, so klein, dass man es mit dem bloßen Auge nicht sehen kann, versetzt die Menschheit in Angst und Schrecken. Covid-19, eine von einem Virus aus der Gattung der Coronaviren erzeugte Krankheit, hält die Welt in Atem. In Deutschland gab es am Morgen des 07.03.2020 genau 684 Infizierte, weltweit waren es über 100.000. Gemessen an der Gesamtzahl der Deutschen und aller Menschen eine geringe Zahl. Doch sie steigt, und sie steigt rapide. Zudem sterben etwa zwei Prozent der Infizierten – mehr als zehnmal so viele wie bei einer normal verlaufenden Grippewelle.

Und der Mensch, der Herrscher der Welt, der darüber entscheidet, welche Landschaften, Tiere und Pflanzen überleben, der darüber entscheidet, wie sich das Klima der Erde wandelt – was macht der allmächtige Mensch?

Er flüchtet.

Die Straßen in den betroffenen Orten sind menschenleer. Es kommt selbst in nicht direkt betroffenen Orten zu Hamsterkäufen. Gab es im entfernten Bekanntenkreis einen Infizierten, dann wird man oftmals von der Firma gebeten, zu Hause zu bleiben.

Der Mensch muss erkennen, dass er nicht der Herrscher der Welt ist. Vielleicht sollte er auch die Erde nicht so behandeln, als diene sie nur seinen Interessen.

Aber sollte der Mensch tatsächlich diese Lektion aus dieser Krise lernen – dann wird er sie vergessen, sobald die Krise vorbei ist.
K.M.



Samstag, 25. Januar 2020
Schon wieder geht ein Stück Freiheit verloren
Man scheint ja in Deutschland nicht mehr viel Freiheiten zu haben. Man darf nichts mehr sagen, weil Begriff wie „Schlampe“ oder „blöde Kuh“ neuerdings als Beleidigungen gelten, man hat keine wirkliche Wahl mehr in der Politik, weil alle Parteien plötzlich liberal sind und das Völkische verachten, kurz: Das Leben in Deutschland wird immer unfreier. Und jetzt auch noch das.

Der ADAC hat nun bekanntgegeben, dass er sein grundsätzliches Nein gegen ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen nicht mehr aufrechterhalten wird. Bisher war er vehement gegen ein Tempolimit, weil es weder für das Klima viel bringe noch eine Reduzierung der Unfallzahlen zur Folge habe.

Gut, was viel bringt, kommt immer auf den Bezug an. Relativ zum gesamten Verkehr in Deutschland bringt ein Tempolimit auf Autobahnen für das Klima nicht viel. Allerdings steigt der Verbrauch deutlich, wenn man schneller als 130 km/h fährt, weil die Hersteller den Verbrauch unterhalb dieser Grenze optimieren. Denn fast überall auf der Welt darf man nicht schneller als 130 km/h fahren.

Und dass die Unfallzahlen mit einem Tempolimit nicht zurückgehen würden, ist längst widerlegt: Nach 2002 wurde auf der A24 in Brandenburg auf einem 62 Kilometer langen Stück nur noch 120 km/h fahren, vorher gab es kein Tempolimit. Die Zahl der Unfälle und der Getöteten pro Jahr halbierte sich seitdem, die Zahl der Verletzten sank um mehr als die Hälfte.

Aber das wichtigste Argument für ein Tempolimit dürfte sein, dass viele Autofahrer nicht verstehen, was es bedeutet, wenn man kein Tempolimit hat. Dies bedeutet nur, dass man auf seine Höchstgeschwindigkeit nicht achten muss. Es bedeutet nicht, dass man ein Recht darauf hat, die Höchstgeschwindigkeit auch zu fahren. Doch viele Autofahrer sehen das so, rasen und bedrängen die, die sich erdreisten, bei einem Überholvorgang nur auf 140 km/h zu beschleunigen.

Die Einführung eines Tempolimits wird vor allem dafür sorgen, dass die Menschen sich auf den Autobahnen wieder anständiger benehmen. Und schon wieder geht ein Stück Freiheit verloren…
K.M.



Sonntag, 22. September 2019
Homo sapiens?
Wir bezeichnen uns selbst ganz unbescheiden als homo sapiens, als weiser Mensch; denn schließlich haben wir Kultur und Technik entwickelt, wir haben das Bild der Welt verändert wie keine Spezies vor ihr. Bisher bezeichnete man Erdzeitalter nach geologischen Phänomenen, weil nur diese die Kraft hatten, das Bild der Erde zu verändern, nun denkt man darüber nah, das aktuelle Erdzeitalter nach dem Menschen als Anthropozän zu bezeichnen.

Dies haben wir nur dank unserer überragenden Intelligenz geschafft. Wir sind das weiseste der weisen Lebewesen, weshalb man den modernen Menschen auch schon mal als homo sapiens sapiens bezeichnet.

Doch sind wir wirklich so weise? Wir wissen, dass die Nutzung fossiler Rohstoffe zur Klimakatastrophe führt, weltweit protestieren Tausende dafür, etwas gegen die Klimakatastrophe zu unternehmen – und die meisten folgen diesem Aufruf, indem sie den einfachen PKW durch ein SUV ersetzen. Wir wissen, dass Rauchen schädlich ist, dass auch Passivrauchen gesundheitsschädlich ist – dennoch denkt der Bundesrat gerade über eine Gesetzesinitiative nach, die es Menschen verbietet im Auto zu rauchen, wenn auch Kinder anwesend sind, weil die Raucher selber nicht zu dieser Erkenntnis kommen.

Wir wissen, dass übermäßiger Fleischkonsum gesundheitsschädlich ist, zu tierquälenden Massentierhaltungen führt und der Umwelt schadet – dennoch verfluchen wir die, die uns vorschlagen, doch einen Tag in der Woche ohne Fleisch auszukommen

Viele Probleme, mit denen wir heute zu kämpfen haben, haben wir selber geschaffen, frei nach dem Motto: Fortschritt ist nur das Ersetzen eines Problems durch ein anderes Problem.

Zeigt sich der Mensch hier wirklich als weise?
P.H.



Samstag, 21. Oktober 2017
Das war es mit der Mückenplage
Ehrenamtliche Forscher des Entomologischen Vereins Krefeld haben über 25 Jahre lange regelmäßig Insektenfallen in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Rheinland-Pfalz aufgestellt und die Menge der Insekten bestimmt, die gefangen wurden. Über die Zeit wurden das immer weniger. Seit 1989 ist die Zahl der Insekten um durchschnittlich 76 Prozent zurückgegangen. Die Insekten sterben aus.

Und diese Zahlen wurden nicht inmitten eines vergifteten Ackerfeldes ermittelt, sondern in Naturschutzgebieten. Wie es auf den Ackerfeldern aussieht, können wir nur spekulieren.

Dass Bienen sterben , wissen wir schon seit langem. Pestizide sind die Hauptverdächtigen. Damit wir immer hübsches Obst und Gemüse zu niedrigen Preisen bekommen, vergiften wir die Umwelt. Bei den Bienen bedeutet dies aber auch, dass wir damit unsere Lebensgrundlage zerstören, denn wir brauchen Bienen zum Befruchten der Blüten.

Nun stellen wir verwundert fest, dass diese Gifte auch alle anderen Insekten töten. Na und? Wer, außer einem Gourmet, braucht schon Schnecken? Oder Kakerlaken? Oder Mücken?

Doch die Insekten erfüllen wichtige Aufgaben im Ökosystem. Wie ein feines Uhrwerk erfüllt jede Art ihre Aufgabe. Fällt eine Art aus, dann verändert sich das Ökosystem. Und die Veränderung ist selten vorteilhaft.

Die augenfälligste Änderung ist, dass die Vögel immer weniger Nahrung finden – und deshalb auch die Zahl der Vögel drastisch zurückgeht.

Aber ehrlich: Wozu brauchen wir Vögel? Liefern die Milch? Können wir ihre Federn in Kissen verwenden? Eigentlich sind sie doch nutzlos. Und was nutzlos ist, so lehrt uns die moderne, ökonomische Denke, ist auch wertlos. Sollen sie doch krepieren.

Und wenn die Insekten sterben, dann fällt hoffentlich auch die alljährliche Mückenplage aus.
K.M.