Samstag, 18. März 2023
Für die Ewigkeit
Die Religion hat sich eine schwierige Aufgabe gestellt. Sie will uns Menschen erzählen, wie die Ewigkeit aussieht, was uns nach dem Tod erwartet und was ein Gott über Moral und das menschliche Handeln denkt. Sie hat keine Möglichkeit, herauszufinden, ob ihre Erkenntnisse auch tatsächlich stimmen. Aber deswegen muss man sie ja auch glauben – eben, weil man sie nicht wissen kann. Und wenn die Kirche mächtig ist, dann tut man gut daran, diese Glaubenssätze auch nicht in Frage zu stellen. Das ist nicht gut für die eigene Gesundheit.

Nun ist die Kirche in Europa aber nicht mehr so mächtig, wie sie einmal war. Und gerade einige Glaubenssätze der katholischen Kirche, wie das Zölibat, die Teilung der Macht in Herrscher – Kleriker – und Beherrschte – die Gläubigen und die Rolle der Frau erscheinen etwas aus der Zeit gefallen.

Nach den Missbrauchsskandalen in der Kirche, die vor allem deshalb skandalös waren, weil sie von der Kirche ohne Gewissensbisse vertuscht wurden, hat man in Deutschland den synodalen Weg gestartet, der die Rolle der Kirche überprüfen sollte. Kleriker und Laien sollten das zukünftige Aussehen der Kirche diskutieren. Diese Diskussion wurde vom Vatikan kritisch gesehen, und das Ergebnis besteht zusammengefasst darin, dass man den Papst fragt, ob er nicht was ändern möchte.

Die Antwort des Papstes dürfte nicht überraschen.

Und warum dürfte sie nicht überraschen? Weil die Kirche eben kein Verein ist, sondern eine Glaubensgemeinschaft. Sie glaubt, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein, die sie von Gott erhalten hat. Wahrer kann es doch nun wirklich nicht sein. Diese Wahrheiten hat die Kirche seit fast 2000 Jahren vertreten. Und nun soll sie eingestehen, dass diese Wahrheiten doch keine Wahrheiten waren, sondern sie sich geirrt hat?

Wer das fordert, hat das Konzept einer Religion nicht verstanden. Eine Religion glaubt sich im Besitz der einen Wahrheit, weshalb sie Nächstenliebe predigen kann, dennoch aber kein Problem mit Intoleranz und Heuchelei hat. Letztlich geht es nur darum, den eigenen Glauben zu schützen; denn dieser Glaube ist für die Ewigkeit – und sicher nicht das Ergebnis einer demokratischen Meinungsbildung.
P.H.



Samstag, 4. März 2023
Solidargemeinschaft
Die Krankenkassen machen große Verluste. Wie kann man dem entgegenwirken? Nun, einige behaupten, dass man nur die Flüchtlinge loswerden müsste, und alles werde wieder gut. Die ignorieren jedoch, dass die Krankenkosten der Flüchtlinge vom Staat und nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Nun hat sich der Ökonom Bernd Raffelhüschen mit einem neuen Vorschlag zu Wort gemeldet: Die gesetzlich Versicherten sollen einfach 2000 Euro Selbstbehalt zahlen.

Raffelhüschen warb früher dafür, die umlagenfinanzierte Rente durch eine kapitalgedeckte Rente zu ersetzen, womit er als einer der Väter der Riester-Rente gelten kann. Zudem ist er Lobbyist für die „Initiative neue soziale Marktwirtschaft“, die sich zwar sozial nennt, aber nur die Interessen von Millionären im Auge hat.

Daher wohl auch der Vorschlag, die gesetzlich Versicherten sollen einen Selbstbehalt zahlen. Denn noch höhere Beiträge für die Versicherung müssten ja auch von den Arbeitgebern bezahlt werden – und das kann einem sozialen Menschen wie Raffelhüschen nicht gefallen.

Man könnte natürlich auch dafür sorgen, dass alle Menschen Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung werden müssen, also auch die gesunden und gutverdienenden. Aber das würde Beamte wie Professor Raffelhüschen treffen und die Millionäre, für die er sich einsetzt. Das kann ihm also auch nicht gefallen.

Dabei ist das deutsche System der gesetzlichen Versicherung für Arme und der privaten für Reiche und Beamte ja nur entstanden, weil Bismarck die Arbeiterbewegung schwächen wollte. Die Arbeitervereine bot ihren Mitgliedern eine rudimentäre Krankenversicherung. Also führte Bismarck eine gesetzliche ein, die alle Arbeiter verpflichtete, Beiträge zu zahlen – in der Hoffnung, dass die Arbeiter dann kein Geld mehr für die Arbeitervereine hätten. Da die Reichen und Beamten auf Seiten das Staates standen, blieben sie außen vor. Dieses System, dass nur eingeführt wurde, um Arbeiter zu schikanieren, haben wir in Deutschland heute immer noch. Und auch nur in Deutschland.

Was spräche dagegen, dass alle Menschen in Deutschland in die Solidargemeinschaft einzahlen? Eigentlich gibt es dafür nur den Grund, dass einige Menschen nicht solidarisch sein wollen. Dieses Verhalten wird von den bürgerlichen Parteien FDP und Union unterstützt, so dass es in Deutschland wohl nie eine wirkliche Solidargemeinschaft geben wird. Die Spaltung der Gesellschaft soll bestehen bleiben.

Es gibt ja schließlich ein paar Profiteure – und die Verlierer werden mit der Lüge abgespeist, dass die Krankenkassen nur Verluste machen, weil sie die Kosten für die Flüchtlinge übernehmen müssen.
K.M.



Samstag, 18. Februar 2023
Das war mal cool
Zur letzten Bundestagswahl hat die FDP sich unter ihrem Parteichef Lindner als die Partei der Coolen inszeniert: Bilder in schwarz-weiß, den Aufbruch versprechend. Dann kam die Bundestagswahl, und die SPD holte die Mehrheit. Eine Ampel-Koalition wurde geschmiedet, weil nach 16 Jahren unionsgeführter Regierung das eingetreten war, was nach Jahrzehnten Unionsregierung immer eingetreten war: Das Land war zum Stillstand gekommen. Nach Kohl war Deutschland zum kranken Mann Europas geworden, nach Merkel war die Infrastruktur in einem desolaten Zustand und die Zukunftsthemen – Digitales, erneuerbare Energien – waren verschlafen oder verhindert worden. Das Land wollte den Aufbruch, und die FDP versprach den Aufbruch.

Dann kam die FDP in die Regierung – und lebte das Gegenteil. Ganz so stimmt die Aussage nicht, die FDP konnte im bürgerlichen Recht einige Freiheiten ermöglichen und ihre Anliegen durchsetzen. Doch die Themen, über die groß diskutiert wurde, zeigten die FDP nicht als coole Aufbruchspartei, sondern als reaktionäre Blockierer: Ein gerechteres Steuersystem und eine Bürgerversicherung – mit der FDP nicht machbar, da dies ihr Stammklientel, die reichen Ein-Prozent verschrecken würde. Tempolimit auf Autobahnen? Für eine Partei, deren Stammwähler ein Auto nur kaufen, wenn es mehr als 400 PS hat, nicht machbar. Ausstieg aus der Atomenergie und Förderung der erneuerbaren? Hier bleibt die FDP lieber konservativ, lässt die Atomkraftwerke länger laufen und behindert so den Ausbau der erneuerbaren Energien; denn wenn der Wind weht, dann werden Windanlagen abgeschaltet, da Atomkraftwerke nicht schnell heruntergefahren werden können. Und das, obwohl selbst Industriebosse wie der Chef des Chemiekonzerns Wacker einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien fordern.

Als man bei der Bundestagswahl die FDP wählte, wollte man den coolen Aufbruch und bekam die Union. Da ist es kein Wunder, wenn die FDP nun bei den Landtagswahlen verliert; denn wenn man konservative Politik will, dann wählen die Bürger lieber das Original, die Union.

Und cool will die FDP ja nicht mehr sein.
P.H.



Samstag, 4. Februar 2023
Drei mal drei ist sechs
Waren das noch angenehmen Zeiten, als Pippi Langstrumpf ihre Abneigung zur Schule in dieser Liedzeile verewigen durfte. Damals verband man mit Schule vor allem einen Eingriff in die gepflegte Pause. Nichts zu lernen, das war damals ein Traum. Nichts zu lernen ist heute ein Alptraum.

Unsere Welt ist nun einmal komplizierter als im Mittelalter, wo man nur der Kirche und den Fürsten gehorchen musste und das technisch komplizierteste Gerät im Haushalt ein Messer war. Wir müssen heute viel mehr lernen, wenn wir uns in dieser Welt zurechtfinden wollen. Sonst werden wir Opfer von Betrügern, die uns wahrmachen wollen, dass eine Impfung das Erbgut verändert und die Erde flach ist. Und außerdem kann man jedes Problem damit lösen, dass man die Ausländer rausschmeißt. Einfache Antworten für simple Gemüter.

Die Welt ist aber nicht einfach. Deswegen müssen wir lernen. Und dafür brauchen wir Lehrer.

Der Lehrerberuf war früher ein Traumberuf: Die Eltern erzogen die Kinder, die Lehrer trichterten ihnen Wissen ein, und dazwischen hatten sie auch noch zwölf Wochen Urlaub.

Heute hingegen überlassen viele Eltern das Erziehen der Kinder den Lehrern, weil sie zu stark damit beschäftigt sind, sich selbst zu verwirklichen, von der Arbeit gestresst sind oder einfach keine Lust haben. Die Schule könnte darauf reagieren, indem sie mehr Personal einstellt. Wenn die Gesellschaft sich ändert, müssen die Strukturen sich anpassen. Man musste ja auch mehr Lehrer einstellen, als Mädchen zur Schule gehen durften. Doch stattdessen reduziert man die Studienplätze für Lehrer und versieht diese mit einem Numerus Clausus, damit auch nicht zu viele auf Lehramt studieren. Regelmäßig setzen sich die Kultusminister zusammen, um den Bedarf an Lehrern zu berechnen, und regelmäßig verrechnen sie sich. Einen besseren Beleg dafür, wie schlecht unser Schulsystem ist, könnte die Kultusminister gar nicht liefern.

Doch nun haben sie einen Ausweg aus der Krise gefunden. Die Lehrer sollen einfach mehr arbeiten. Wenn man nicht genug hat, dann müssen die, die noch da sind, einfach mehr tun. Das ist zwar eine ungewöhnliche Art, Menschen zu motivieren, aber dafür wird sie sicherlich schiefgehen.

Das Thema ist nicht neu. Schon seit Jahren klagen wir über Lehrermangel. Doch es ändert sich nichts. Warum?

Das Thema „Klimawandel“ ist nicht neu. Schon seit Jahren wissen wir, dass wir etwas ändern müssten. Doch es ändert sich nichts. Warum?

Es sieht so aus, als habe Lehrermangel und Klimawandel mehr gemein, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Beide haben ein Problem: Die Folgen sieht man erst in Jahren. Die wirklichen Schäden des Klimawandels werden wir erst in einigen Jahren erleben, heute bekommen wir nur einen Vorgeschmack. Die wirklich Folgen des Lehrermangels und der mangelnden Bildung wird unsere Gesellschaft erst in einigen Jahren erfahren. Bis dahin geht doch alles gut. Wir sind nicht sehr gut darin, langfristige Folgen bei unserem heutigen Handeln zu berücksichtigen.

Noch ist nichts passiert, rief der Selbstmörder, als er beim Sprung vom Hochhaus am zehnten Stock vorbeikam.

Viel Spaß beim Fallen
J.E.



Sonntag, 22. Januar 2023
Im Krieg
Wir müssen den Klimawandel verhindern. Hierzu gibt es einen breiten Konsens in der Gesellschaft – abgesehen von einigen Unbelehrbaren, die leugnen, dass es überhaupt einen Klimawandel gibt, obwohl Kohlendioxid nachweislich ein Treibhausgas ist; oder die sagen, dass der Klimawandel doch nicht schlecht ist, weil mit mehr Kohlendioxid doch auch die Pflanzen schneller wachsen, als wenn diese zum Wachsen nur Kohlendioxid bräuchten.

Die Folgen des Klimawandels sind apokalyptisch: Das Klima wird sich grundlegend ändern, es wir wärmer und trockner, zugleich nehmen Unwetter zu und überschwemmen die Landschaft. Der Meeresspiegel steigt, und Pflanzen und Tiere, die sich nicht an das wandelnde Klima anpassen können, werden aussterben. Die Welt, in der unsere Kinder leben werden, wir völlig anders aussehen als die, in der die Eltern leben konnten. Und die Veränderungen werden keine Verbesserungen sein.

Deshalb verwundert es, weshalb wir in Deutschland immer weiter Braunkohle abbauen wollen, weshalb nun das Dorf Lützerath geräumt werden musste – gegen den Protest von Umweltschützern. Den meisten Menschen scheint dies jedoch egal zu sein. Wir werden das 1,5°C-Ziel von Paris nicht einhalten können? Das ist schon schlimm, aber…

Eigentlich ist es uns doch egal, wie die Welt unserer Kinder aussehen wird. Denn was wäre die Alternative? Wir müssten uns heute einschränken. Wir dürften nicht mehr so viel fliegen, nicht mehr so viel Fleisch essen, müssten auf unsere Wergwerf-Mentalität verzichten. Wer will das?

Natürlich wollen wir, dass es unseren Kindern gutgeht. Doch zugleich wollen wir nicht verzichten. Wir wollen den Kuchen behalten – und ihn essen. Das wird nicht gutgehen. Die Menschheit steht im Krieg mit sich selber: Die, die Verzicht fordern, gegen die, die nicht verzichten wollen.

Am Ende wird es nur Verlierer geben.
K.M.



Freitag, 6. Januar 2023
Diktatur der Radikalen
Will man in einer Demokratie etwas entscheiden, dann braucht man eine Mehrheit; so lautet zumindest die gängige Meinung. Und autoritäre Regierungen wie die in Polen, Ungarn oder der Türkei versuchen deshalb auch, Mehrheit zu sichern, indem sie die Medien unter ihre Kontrolle und politische Gegner mit fadenscheinigen Anklagen vor Gericht bringen.

Doch einige findige Demokratiefeinde an rechten Rand des Spektrums haben herausgefunden, dass man gar keine Mehrheit mehr braucht, um sich durchzusetzen. In den USA läuft gerade ein Trauerspiel um die Wahl des Speakers des Repräsentantenhauses. Obwohl die Republikaner hier die Mehrheit haben, gewinnt ihr Kandidat nicht, weil sich eine kleine, radikale Minderheit der Republikaner weigert, ihn zu unterstützen. Und der Speaker braucht zur Wahl die absolute Mehrheit des Hauses. Letztlich wird die Minderheit einen Kandidaten durchsetzen, der ihr genehm ist.

In Schweden regiert die konservative Partei mit der Tolerierung der rechtsextremen Schwedendemokraten. Diese haben nun durchgesetzt, dass Maßnahmen zum Klimaschutz radikal zurückgefahren werden – schließlich glauben Rechtsextreme nicht an den Klimawandel (Rechtsextremismus scheint deshalb so etwas wie eine Religion zu sein – denn die Wissenschaft weiß, dass es ihn gibt).

Und in Israel haben die rechtsextremen Partner der konservativen Likud-Partei durchgesetzt, dass Gesetze geändert werden. So können nun auch Vorbestrafte Minister werden (sonst wäre ein Rechtsextremer nicht Minister geworden) und in Zukunft soll das Parlament mit einfacher Mehrheit Urteil des Obersten Gerichts abändern können, womit die Regierung allmächtig wird – und die Regierung steht unter der Fuchtel der Extremisten.

Obwohl sie keine Mehrheit haben, haben Radikale also einen Weg gefunden, die Politik ihres Lande zu bestimmen.

Allerdings nur, weil ihnen wieder einmal konservative Kräfte dabei behilflich sind…
J.E.



Samstag, 24. Dezember 2022
Jesus würde sich wundern
Heute begehen die Christen die Geburt Jesus. Gerade konservative Menschen betonen, dass Europa heute ein so freier und friedlicher Kontinent ist, weil er ein christlicher Kontinent ist – im Gegensatz zu anderen Regionen der Welt, wo andere Religionen herrschen. Sie übersehen dabei jedoch, dass Europa alles andere als frei und friedlich war, als die Religion in Europa noch mächtig war. Europa ist heute deshalb frei und friedlich, weil die Religion kaum noch Macht hat.

Doch ignorieren wir das für den Moment. Glauben wir den Konservativen, dass Europa christliche Wert lebt. Allerdings darf man dann schon fragen: Welche christlichen Werte sind das?

Jesus Christus hat sich immer für die Armen und Schwachen eingesetzt. Manch ein Konservativer möchte jedoch gar keinen Flüchtling mehr ins Land lassen, weil es alles „Wirtschaftsflüchtlinge“ sind – auch wenn sie vor dem Terror in ihrer Heimat fliehen und Jesus diese Unterscheidung gar nicht traf. Jesus Christus predigte Armut und jagte die Wechsler aus dem Tempel – manch ein Konservativer wünscht sich eine Wirtschaftsordnung, in der die Unternehmen machen können was sie wollen und so de facto die Reichen die Macht übernehmen. Jesus Christus predigte Nächstenliebe, manch ein Konservativer scheint nur sich selbst am nächsten zu sein.

Betrachtet man die Lehren und das Leben Jesus, dann stimmt dies mit dem Verhalten der Menschen überein, die die Konservativen verächtlich als „Gutmenschen“ beschimpfen – so als sei moralisches Verhalten eine Sünde. Auch Jesus, würde er heute Leben, wäre in den Augen dieser Konservativen ein Gutmensch, den man mit Verachtung straft.

Die Konservativen predigen christliche Werte – doch welche Werte meinen sie eigentlich? Jesus würde sich über die Antworte der Konservativen wahrscheinlich wundern.
P.H.



Freitag, 9. Dezember 2022
Heil dem Auto
Fährt man mit dem Rad durch München, dann kann man etwas erleben. Man nehme die Rosenheimer Straße: Ursprünglich eine vierspurige Straße ohne Radwege, hat München nun eine Spur pro Seite als Radweg ausgewiesen. Radfahrer sollen eben auch sicher in die Stadt fahren können und nicht auf das Wohlwollen der Autofahrer abgewiesen sein.

Doch nur zu gerne wird der Radweg nun zum Parken benutzt, oder um Autofahrer zu umfahren, die links abbiegen wollen. Eigentlich ist dies verboten. Ein Radweg ist ein Radweg, und nicht ein Behelfsweg für Autofahrer. Die Behinderungen der Radfahrer sind nicht legal, geschehen jedoch regelmäßig. Umso mehr freute sich der Schreiber dieser Zeilen, als er vor einige Zeit zwei Polizisten, die auf dem Rad unterwegs waren, die Rosenheimer Straße entlang folgen konnte. Kaum waren sie auf die Straße eingebogen, parkte auch schon ein Auto auf der Straße. Die Polizisten umradelten es gekonnte. Kurz darauf wich ein Auto auf den Radweg aus, um einen Linksabbieger zu umfahren. Die Polizisten bremsten ab, um ihm nicht mit dem Wagen zusammenzustoßen. Sonst geschah nichts.

Wie anders sieht es doch aus, wenn Klimaaktivisten den Autoverkehr behindern. Dann sperrt man sie ohne Urteil für 30 Tage weg und faselt schon von einer „Klima-RAF“, die im Entstehen sei. Das Behindern des Verkehrs ist eben erst dann verwerflich, wenn es denn Autoverkehrt betrifft.

Übrigens blieben auch die radelnden Polizisten nicht völlig tatenlos und ließen jedes Fehlverhalten durchgehen. Als ein Radler auf der falschen Seite fuhr, hielten sie ihn sofort an und zogen ihn für sein Fehlverhalten zur Rechenschaft.
K.M.



Samstag, 26. November 2022
Andere Maßstäbe
Nun hat die Union dem Bürgergeld in einer abgespeckten Form doch noch zugestimmt, doch vorher war sie sehr unzufrieden damit. Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident, war der Ansicht, dass das Bürgergeld sozial ungerecht sei, weil dadurch Nichtarbeiten beinahe so lukrativ wird wie Arbeiten. Man würde die hart arbeitende Bevölkerung deshalb benachteiligen. Das Geld dürfe den Menschen nicht einfach so in den Schoss fallen.

Ein paar Tage später regte sich Markus Söder schon wieder auf. Da war aufgefallen, dass aufgrund der steigenden Immobilienpreise gerade in Oberbayern der Freibetrag der Erbschaftssteuer oftmals nicht ausreicht, damit die Eltern ihr Häuschen steuerfrei an die Kinder vererben können. Nun würden hohe Steuern anfallen. Das fand Herr Söder ebenfalls ungerecht, und so forderte er eine Erhöhung der Freibeträge.

Bei der Erbschaft fällt den Menschen zwar auch Geld in den Schoss ? aber bei diesen Menschen handelt es sich um reichen Menschen, da muss man als Unionspolitiker natürlich ganz andere Maßstäbe anlegen.
J.E.



Freitag, 11. November 2022
Hauptsache, der Verkehr fließt
Dem Staat droht eine große Gefahr von einer neuen Terrorgruppe: Die letzte Generation. Diese Gruppe glaubt, sie sei die letzte Generation, die noch etwas am Klimawandel ändern könnte, was recht optimistisch erscheint. Tatsächlich dürfte dieser Zug schon abgefahren sein, aber man will die Jugend ja nicht demotivieren.

Die letzte Generation terrorisiert gerade Deutschland: Ihre Anhänger versperren Straßen, indem sie eine Hand mit Sekundenkleber auf der Straße festkleben. Dann muss die Polizei anrücken, um den Kleber zu lösen und die Demonstranten abzuführen. Die Demonstranten halten also den Autoverkehr auf. Und ein größeres Verbrechen scheint es in Deutschland nicht zu geben. Selbst das Zünden einer Bombe, um sich und andere in die Luft zu sprengen, scheint dagegen harmlos zu sein.

Diesen Eindruck kann man zumindest in Bayern gewinnen. Bayern hat ein besonderes Polizeigesetz: Dies erlaubt es, Menschen für 30 Tage einzusperren, wenn man den Verdacht hat, dass sie eine Straftat begehen können, die sogenannte Präventivhaft. Ein Gerichtsurteil braucht es für dafür nicht, eine Verhandlung ist ebenfalls nicht vorgesehen. Gedacht war dieses Gesetz, um Terroristen festsetzen und unschädlich zu machen. Angewendet wird es nun das erste Mal bei Mitgliedern der letzten Generation, die den Straßenverkehr behindern.

Noch nicht einmal Mord ist schwerwiegender als die Behinderung des Autoverkehrs.

Die Frage, die sich stellt, ist jedoch, ob man dieses Gesetz nicht auch anwenden sollte, um die bayerische Staatsregierung hinter Gittern zu bringen. Schließlich prahlt diese geradezu damit, dass sie den Wechsel auf alternative Energien und damit Klimaschutz behindert. Mangelnder Klimaschutz jedoch führt letztlich durch die Ausbreitung neuer Krankheiten und Unwetter zu Toten.

Allerdings behindert die Staatsregierung nicht den Autoverkehr. Damit dürfe ihr Handeln, obwohl es schwerwiegendere Folgen für die Menschen hat, kaum als terroristischer Akt gelten.
P.H.