Für die Ewigkeit
Die Religion hat sich eine schwierige Aufgabe gestellt. Sie will uns Menschen erzählen, wie die Ewigkeit aussieht, was uns nach dem Tod erwartet und was ein Gott über Moral und das menschliche Handeln denkt. Sie hat keine Möglichkeit, herauszufinden, ob ihre Erkenntnisse auch tatsächlich stimmen. Aber deswegen muss man sie ja auch glauben – eben, weil man sie nicht wissen kann. Und wenn die Kirche mächtig ist, dann tut man gut daran, diese Glaubenssätze auch nicht in Frage zu stellen. Das ist nicht gut für die eigene Gesundheit.

Nun ist die Kirche in Europa aber nicht mehr so mächtig, wie sie einmal war. Und gerade einige Glaubenssätze der katholischen Kirche, wie das Zölibat, die Teilung der Macht in Herrscher – Kleriker – und Beherrschte – die Gläubigen und die Rolle der Frau erscheinen etwas aus der Zeit gefallen.

Nach den Missbrauchsskandalen in der Kirche, die vor allem deshalb skandalös waren, weil sie von der Kirche ohne Gewissensbisse vertuscht wurden, hat man in Deutschland den synodalen Weg gestartet, der die Rolle der Kirche überprüfen sollte. Kleriker und Laien sollten das zukünftige Aussehen der Kirche diskutieren. Diese Diskussion wurde vom Vatikan kritisch gesehen, und das Ergebnis besteht zusammengefasst darin, dass man den Papst fragt, ob er nicht was ändern möchte.

Die Antwort des Papstes dürfte nicht überraschen.

Und warum dürfte sie nicht überraschen? Weil die Kirche eben kein Verein ist, sondern eine Glaubensgemeinschaft. Sie glaubt, im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein, die sie von Gott erhalten hat. Wahrer kann es doch nun wirklich nicht sein. Diese Wahrheiten hat die Kirche seit fast 2000 Jahren vertreten. Und nun soll sie eingestehen, dass diese Wahrheiten doch keine Wahrheiten waren, sondern sie sich geirrt hat?

Wer das fordert, hat das Konzept einer Religion nicht verstanden. Eine Religion glaubt sich im Besitz der einen Wahrheit, weshalb sie Nächstenliebe predigen kann, dennoch aber kein Problem mit Intoleranz und Heuchelei hat. Letztlich geht es nur darum, den eigenen Glauben zu schützen; denn dieser Glaube ist für die Ewigkeit – und sicher nicht das Ergebnis einer demokratischen Meinungsbildung.
P.H.