Verdammt, wir haben gewonnen
Damit hatte ja niemand wirklich gerecht: In den Tagen vor der Abstimmung waren die Aktienkurse sogar wieder gestiegen, weil die Anleger einfach nicht glauben konnten, dass die Briten am 23. Juni wirklich für den Austritt aus der EU, den Brexit, stimmen würde.

Und dann haben sie es doch getan: Mit 51,9% stimmten sie für den Brexit.

Und nun? Anstatt enthusiastisch den Ausstieg zu erklären, verschwindet jeder politisch Verantwortliche. Der Premierminister Cameron wird zurücktreten, sein Nachfolger soll im Herbst gewählt werden. Boris Johnson war übers Wochenende abgetaucht, und schreibt dann am Wochenende in einer Zeitung, dass sich auch durch den Austritt eigentlich nicht viel ändern werden.

Vor allem werden die Ziele, die man damit erreichen wollten, gar nicht erreicht, will man verhindern, dass Großbritannien zum Armenhaus Europas verkommt. Denn den lebensnotwendigen Zugang zum Binnenmarkt wird es nur geben, wenn die Briten auch akzeptieren, dass EU-Bürger bei ihnen leben und arbeiten können. Aber gerade das wollte man ja verhindern. Und so wird auf einmal nicht nur das Großmaul Johnson merkwürdig schweigsam, sondern die Brexit-Befürworter müssen eingestehen, dass ihre Ziele vielleicht nicht ganz realistisch waren.

Und es mehren sich die Stimmen, dass Johnson und Kollegen vielleicht gar keinen Brexit wollten, sondern die Kampagne nur angezettelt hatten, um ihre Machtposition zu stärken. Das beste Ergebnis wäre eine knappe Niederlage gewesen: Großbritannien wäre in der EU geblieben, aber Johnson hätte sich als neuer Premierminister etablieren können, weil doch so viele hinter ihm stehen.

Nur muss man einmal bedenken, wie diese Kampagne geführt wurde: Es wurde vor allem Hass gegen Ausländer geschürt. Nur der persönlichen Machtspielchen wegen. Vielleicht ist das allgemein der Grund, weshalb rechte Kräfte so sehr den Hass auf Ausländer schüren: Sie erhoffen sich davon persönlichen Machtgewinn.

Nein, ein paar hartgesottene Rassisten werden auch unter ihnen sein.
P.H.