Wir melden uns, wenn Sie krank werden können
Eigentlich erwartet man, dass Menschen geholfen wird, wenn sie krank sind. Dafür gibt es Ärzte im ganzen Land, sowie Kliniken und Krankenhäuser mit Notaufnahmen. Doch in München (und nicht nur hier) ist es seit einiger Zeit der Fall, dass Patienten nicht mehr in das nächstgelegene Krankenhaus eingeliefert werden können, weil dort keine Kapazitäten vorhanden sind. Zu Spitzenzeiten kommt es mittlerweile vor, dass sich alle Krankenhäuser in München abmelden, und die Patienten dann ins Umland gefahren werden müssen, bevor ihnen geholfen werden kann. Bald wird es soweit sein, dass sich die Krankenhäuser bei uns melden, wenn wir krank werden dürfen.

Der Grund ist nicht, dass es in den Krankenhäusern nicht genug Betten geben würde. Der Grund ist schlichtweg, dass es nicht mehr genug Pfleger und Pflegerinnen gibt, die sich um die Patienten kümmern könnten. In manch einem Krankenhaus ist eine voll ausgestattete Station komplett verwaist, weil es nicht genug Pfleger und Pflegerinnen gibt.

Der Grund? Man verdient in diesem Knochenjob nicht genug. Von dem Gehalt kann man in Städten wie München nicht mehr leben. Dabei geht es um die Gesundheit von Menschen, manchmal sogar um das Leben von Menschen.

Als Manager trötet man gerne, dass man so viel verdiene, weil man eine solche Verantwortung trage. Pfleger und Pflegerinnen tragen auch eine große Verantwortung, bekommen aber nur einen Hungerlohn. Die große Verantwortung kann also nicht der Grund für die hohen Löhne der Manager sein.

Doch das ist nicht das Thema: Will man eine bessere Versorgung bereitstellen, will man verhindern, dass Schwerkranke stundenlang durch die Gegend gefahren werden, bis die Ambulanz eine Klinik findet, die den Kranken aufnehmen kann, dann muss man die Pfleger und Pflegerinne besser bezahlen.

Doch wo, wird man fragen, soll das Geld herkommen?

Da gibt es eine gute Nachricht: Aufgrund der guten Konjunktur machen die Krankenkassen in Deutschland Überschüsse in Milliardenhöhe. Das Geld wäre da. Doch was hat unser Gesundheitsminister Jens Spahn vor? Er will das Geld an die Versicherten zurückgeben. Eine sinnvolle Anwendung sieht er dafür offensichtlich nicht.

Und es ist für die nächsten Wahlen immer besser, eine große Menschenmenge glücklich zu machen, als eine kleine. Auch wenn die sterben könnte.
P.H.