Ein Paradies für Verschwörer
In Zeiten der Corona-Pandemie ist das eingetreten, was sich viele Verschwörungstheoretiker gewünscht haben: Die Grenzen sind dicht und der Austausch der eigenen Bevölkerung wird verhindert, weil niemand mehr ins Land darf. Eine Krankheit darf sich ungestört ausbreiten, weil es keinen Impfstoff dagegen gibt – was sich Impfgegner schon seit Jahren wünschen.

Und was ist das Resultat? Chaos. Die Wirtschaft bricht ein, weil die Nachfrage wegbricht. Und das nicht nur, weil der Staat einen Lockdown durchgesetzt hat. Schon vorher gingen weniger Menschen zu Frisör, Arzt oder in die Geschäfte, weil sie Angst hatten, sich anzustecken. Und jetzt gehen wenige raus – immer noch aus Angst. In Deutschland und den USA müssen Schlachthöhe schließen, weil sich zu viele Mitarbeiter angesteckt haben. In den USA führt dies schon zu Fleischmangel in den Supermärkten.

Doch anstatt sich zu freuen, dass die Welt nun so ist, wie die Verschwörungstheoretiker es gerne hätten, sind diese frustriert – und greifen Journalisten an. Es ist aber auch frustrierend, wenn man einsehen muss, dass ausgerechnet die Lügenpresse recht hatte.

Und wie geht es den Helden der Verschwörungstheoretikern, denen, die sich für das Volk und gegen das Establishment einsetzen wollten? Die USA, Großbritannien, Brasilien und Russland stehen der Pandemie hilflos gegenüber. Wenn die Wachstumsraten so weitergehen, werden diese vier Länder in wenigen Tagen die Länder mit den meisten Opfern sein – obwohl sie erst recht spät von der Pandemie betroffen waren und Zeit gehabt hätten, sich zu wappnen. Aber dummes Zeugs zu reden führt halt selten dazu, dass man auch etwas Sinnvolles macht. Das Volk war diesen Volkstribunen herzlich egal.

Das Paradies der Verschwörer entpuppt sich schnell als Hölle für die Menschen.
J.E.