Parallelgesellschaften
Belgien hat gerade die Festnahme eines der Attentäter gemeldet, die am Attentat auf den Flughafen beteiligt waren. Belgien, wo der Brüsseler Stadtteil Molenbeek eine berüchtigte Berühmtheit als Keimzelle des Terrorismus erlangt hat. Ein Stadtteil, der als der ärmste Belgiens gilt, mit einer Jugendarbeitslosigkeit von knapp 50 Prozent.

Wenn man keine Perspektive mehr hat, dann hat man auch nichts mehr zu verlieren. Ist es da ein Wunder, dass viele Terroristen gerade in einer solchen Umgebung geformt werden?

Diese Terroristen bilden dann eine Parallelgesellschaft. Sie leben neben dem Staat, den sie ohnehin nicht anerkennen, und machen sich ihre eigenen Regeln.

Doch Parallelgesellschaften gibt es nicht nur am Boden der Gesellschaft. Die Panama Papers haben gezeigt, wie viele Reiche sich Briefkastenfirmen allein über die Kanzlei Mossack Fonseca organisiert haben - und diese Kanzlei ist noch nicht einmal die größte in diesem Geschäft.

Natürlich sind Briefkastenfirmen nicht verboten. Sie machen aber nur Sinn, wenn man kriminelle Geschäfte vertuschen will oder Steuern interziehen, kurz, wenn man den Staat und die Gesellschaft betrügen will. So schaffen sich auch die Reichen eine Parallelgesellschaft; sie leben neben dem Staat, den sie ohnehin nicht anerkennen, und machen sich ihre eigenen Regeln.

Und es gibt viel mehr Reiche als Terroristen.

Da fragt man sich doch, wer letztlich für die Bürger gefährlicher ist. Besonders, wenn man bedenkt, dass dieser Reichtum nur auf die Kosten der Armut von Leuten wie den Bewohnern von Molenbeek möglich ist.
J.E.