Proletarier, vereinigt euch!
Heute streiken die Piloten bei Ryanair. Es ist kein normaler Streik, um bessere Konditionen in einem Tarifvertrag zu erhalten; es ist ein Streik, um überhaupt erst einmal einen Tarifvertrag zu erhalten, wie ihn die Piloten der meisten Konkurrenten von Ryanair schon lange besitzen.

Das Ryanair Geschäftsmodell, so wird immer deutlicher, bestand nicht nur darin, möglichst billige Flüge anzubieten, weil man ein sehr gutes Management und clevere Ideen hatte. Ryanair hat die billigen Flüge vor allem deshalb anbieten können, weil sie ihre Mitarbeiter bis aufs Blut ausgebeutet haben. Viele Mitarbeiter sind gar keine Angestellten von Ryanair, sondern Selbstständige. Sie dürfen sich somit auch selber um ihre Sozialversicherungen kümmern, und wenn sie krank werden, dann verdienen sie eben nichts.

Außerdem beginnt die Arbeitszeit nicht, wenn man am Arbeitsplatz erscheint. Die Arbeitszeit beginnt erst, wenn er Flieger vom Gate ablegt. Musste von vorher noch etwas vorbereiten, dann war das ein privates Vergnügen. Gibt es eine Verzögerung beim Start, dann muss man dafür ja auch nicht bezahlt werden – schließlich arbeitet man ja nicht, man wartet nur darauf, dass man endlich arbeiten kann. Und wenn man schon so wenige Stunden arbeitet, dann braucht der Stundenlohn auch nicht hoch zu sein. Er muss gerade zum Überleben reichen. So kommt eine Stewardess im Monat nur auf 1000 Euro.

Geschichtsbewusste Leser wird das alles bekannt vorkommen: Auch zum Beginn der Industrialisierung, im Manchester Kapitalismus, wälzten die Unternehmer jedes Risiko auf die Arbeiter ab. Diese konnten von ihrem Einkommen dann kaum überleben. Ryanair lässt diese guten alten Zeiten wieder auferstehen.

So ist es wichtig und richtig, dass die Mitarbeiter sich zur Wehr setzen. Kein Unternehmen darf seine Mitarbeiter wie den letzten Dreck behandeln. Und so gilt heute für Ryanair-Mitarbeiter das, was für Arbeiter im Allgemeinen schon im 19. Jahrhundert galt: Proletarier, vereinigt euch!
P.H.