Was ist denn der Skandal?
Ein Team von internationalen Journalisten hat geheime Unterlagen der Schweizer Bank Credit Suisse zugespielt bekommen, die belegen, dass die Bank bedenkenlos Geschäfte mit Kriminellen und Diktatoren macht. Aber: Hätte man das von einer Großbank nicht erwartet? Die Deutsche Bank hatte in vielen Skandalen der letzten Zeit ihre Finger drin gehabt, ebenso wie Goldman Sachs oder eben Credit Suisse. Man wird als Bank wohl nur groß, wie es scheint, wenn man es mit Regeln und Moral nicht zu genau nimmt. Bertolt Brecht hatte ganz recht, als er fragte: ?Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?? Nur dann kann man das wirklich große Geld machen.

Bank sind Machtfaktoren. Die Bilanzsumme der Credit Suisse ist größer als das BIP der gesamten Schweiz. Die Deutsche Bank schafft das nicht, kann aber immer noch eine Bilanzsumme aufbieten, die fast der Hälfte des deutschen BIPs entspricht. Solche Banken sind in der Wirtschaft das, was Schwarze Löcher im All sind: Sie biegen den Raum um sich, in diesem Fall den Raum der Rechtstaatlichkeit. Kein Staat traut sich wirklich, gegen sie vorzugehen. Sie haben Narrenfreiheit, sie sind ?too big to fail?.

Die Banken wissen das und nutzen das aus. Smith glaubte noch, dass eine ?unsichtbare Hand? das egoistische Handeln der Kapitalisten dennoch zum Guten für alle Bürger wenden werden. Die Banker zeigen uns, dass diese unsichtbare Hand eher damit beschäftigt ist, dem Volk das Geld aus der Tasche zu ziehen; läuft bei ihnen etwas schief, dann zahlt der Steuerzahler.

Langsam müssen wir uns fragen, ob wir wirklich wollen, dass es in unserer Mitte Einheiten gibt, die so groß sind, dass sie sich de facto nicht mehr an die Gesetze halten müssen, die also über dem Gesetz stehen. Und wenn wir das nicht wollen: Reicht dann die Hoffnung, dass alles schon gut gehen werde, aus, um mit diesem Problem umzugehen?
P.H.