Freitag, 9. März 2018
Einfach mal selber denken
Die Kabarettisten Carolin Kebekus hat zum Weltfrauentag einen schönen Kommentar für die Süddeutschen Zeitung geschrieben: „Für Extremisten sind gebildete Frauen gefährlich“. Sie fordert darin gerade für Frauen, denen heute oftmals noch Schulbildung vorenthalten wird, eine gleichberechtigte Ausbildung. Denn nur gebildeten Menschen können sich Extremisten entgegenstellen.

Doch das gilt nicht nur für Frauen. Und manchmal reicht es nicht nur, das ABC zu lernen. Ein erster Schritt aus der Abhängigkeit ist natürlich der Schulbesuch. Doch die Industriestaaten, in denen jeder zur Schule gehen muss, zeigen, dass man nur mit dem Schulbesuch nicht verhindern kann, dass Menschen sich in Abhängigkeiten begeben und einfach nur wie ein Papagei das nachplappern, was andere ihnen vorsagen.

Viele glauben, wenn sie der Mehrheitsmeinung widersprächen, dann sei dies ein Beweis der eigenen Denkfähigkeit. Doch selbstständiges Denken ist anstrengend. Man muss sich informieren, man muss Hintergründe verstehen, der Aufwand, um erst einmal die Daten zu sammeln, die es einem ermöglichen selbstständig zu denken, ist immens hoch. Und dann muss man über diese Daten auch noch nachdenken. Wie viel einfacher ist es da doch, einem Propheten zu folgen, der uns den Weg in das Paradies zeigen wird. Und der Weg ins das Paradies ist heute für viele vor allem, dass man sich dem entgegenstellt, was das Establishment will.

Sicher, das Establishment hat Fehler gemacht. Es ist oftmals zu arrogant und weltfremd, als dass es wirklich sinnvolle Entscheidungen treffen könnte. Allerdings heißt dies leider nicht, dass ein komplettes Widersprechen dieser Meinungen dann sinnvoll ist. Unsinn mal Unsinn ergibt nicht zwangsläufig Sinn.

Viele Rechtspopulisten haben den Staat als Gegner entdeckt. Je nach Vorlieben handelt es sich dabei um die in Washington, die EU oder die in Berlin. Der Staat tut nur, was die Reichen wollen. Deshalb muss der Staat weg.

Okay. Und dann? Wer hat dann die Macht im Lande? Natürlich die, die das meiste Geld besitzen, die Reichen. Wenn das Volk den Staat schwächt, dann werden die Reichen noch mächtiger. Aber das wollte man doch gerade verhindern! Unsinn mal Unsinn ergibt eben nicht immer Sinn.

Will man erreichen, dass mehr für die Armen getan wird, dass die Bedürfnisse des Volkes wieder berücksichtigt werden und nicht nur die Wünsche der Reichen und Unternehmer, dann muss man im Gegenteil den Staat stärken; denn er ist die einzige Macht, die sich den Reichen in den Weg stellen könnte. Man muss allerdings dafür sorgen, dass man die Kräfte im Staat stärkt, die den Staat erhalten wollen und etwas für die Armen tun wollen. Auf die Rechtspopulisten trifft das nicht zu.

Die Antworten der Rechtspopulisten sind so einfach. Leider ist unsere Welt dafür zu kompliziert.
K.M.