Mein Königreich für ein Pferd
Das waren noch Zeiten, als man bereit war, sein ganzes Königreich für ein Pferd einzutauschen, so wie König Richard III. von England dies im gleichnamigen Drama von William Shakespeare gesagt hat. Heutzutage ist zumindest das Fleisch geschlachteter Pferde so billig, dass man es statt Rindfleisch in Lasagnen oder Bolognesen einsetzt - natürlich, ohne dies auf den Verpackungen der Fertigprodukte zu deklarieren, der Kunde könnte ja sonst verunsichert sein. Und schon hat Europa einen Pferdefleischskandal. Allein in Deutschland wurde bis heute Pferdefleisch in
67 Fertigprodukten nachgewiesen.
Als Konsumenten fühlen wir uns natürlich verarscht. Gut, wir wollen offensichtlich unsere Lebensmittel möglichst billig haben, aber wir wollen auch nicht, dass man uns vorlügt, wir würden eine Ware erhalten, die wir dann gar nicht bekommen. Das kann uns aufregen!
Wirklich?
Seit Jahren schon können wir zahlreiche mit Käse überbackene Lebensmittel kaufen, die eigentlich gar nicht mit Käse überbacken sind. Denn diese käseähnliche Masse auf den Lebensmitteln wurde nicht aus Milch hergestellt, sondern dieser Analogkäse ist eine Pampe aus Pflanzenfetten, Emulgatoren, Aromen und Farbstoffen, die nur wie Käse aussieht - aber deutlich billiger hergestellt werden kann. Das ist schon
seit Jahren bekannt, war damals ein kleiner Aufreger, aber heute stört das niemanden mehr.
Und kennen Sie Surimi? Beim Tengelmann um die Ecke finden sie Surimi-Produkte sogar in der Feinkostabteilung. Doch tatsächlich handelt es sich um kleingeschreddertes
Fischfleisch, das mit Farb- und Geschmacksstoffen bearbeitet wird, bis es wie Krebsfleisch oder Shrimps aussieht. So kann man die Reste zumindest hochpreislich verkaufen, und der Kunde hat den Eindruck, er würde was für sein Geld bekommen - und nicht nur als Mülltonne für ansonsten unverkäufliches Fischfleisch dienen.
Wir wollen's billig, deshalb bekommen wir Müll. Über das Pferdefleisch regen wir uns heute auf, doch schon bald ist das vergessen, und wir essen weiter den Müll, als wäre nichts gewesen, so wie wir auch Analogkäse und Surimi in uns hineinstopfen. Wir scheinen eine lebensmüde Gesellschaft zu sein.
Aber schließlich hat auch Richard III. sein Leben selber ein Ende gesetzt.
K.M.
red horse am 23. Februar 13
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Die neue Inquisition
Früher war die Welt so einfach: Was die katholische Kirche sagte, wurde ohne Widerspruch hingenommen. Immerhin ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus, von dem es im
Matthäus-Evagelium heißt: "Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein."
Stellte sich früher jemand gegen die Ansichten der katholischen Kirche, dann war sein Leben verwirkt. Die Inquisition rückte aus, und mit der päpstlich abgesegneten Folter hatte sie keine Probleme, alle gewünschten Geständnisse zu erreichen. Doch diese Zeiten sind vorbei. Heute ist die Kirche nur noch ein Schatten ihrer selbst, die Gesellschaft wurde demokratisch, und den Menschen wurden die Menschenrechte zugesichert. Die Kirche besitzt nicht mehr die absolute Macht, die sie noch im Mittelalter innehatte, wo sie sogar Könige zum Kreuzgang nach Canossa zwingen konnte.
Doch die Situation scheint sich noch verschlimmert zu haben. Vom Täter scheint die Kirche zum Opfer mutiert zu sein. Immerhin
beklagt Erzbischof Müller eine "Pogromstimmung" gegen die katholische Kirche, und Kardinal Meisner will gar eine "Katholikenphobie" entdeckt haben. Und warum? Nur weil die Kirche sich nicht an Gesetze hält und einer vergewaltigten Frau in
zwei katholischen Krankenhäusern die Behandlung verweigert wurde, weil man ihr nicht die "Pille danach" verschreiben wollte? Nur weil die Kirche ihre Einrichtungen großzügig
vom Staat finanzieren lässt - um dann dort Lohndumping und religiöse Diskriminierung zu betreiben, die mit den Gesetzen einer demokratischen Gesellschaft nicht zu vereinen sind?
Ein totalitäres System, das weder demokratisch noch moralisch ist, fühlt sich verfolgt, weil ihre Praktiken kritisch hinterfragt werden - und immer größere Teile der Bevölkerung nicht bereit sind, dies länger zu akzeptieren. Man könnte nun Mitleid mit einer Kirche haben, die es gewohnt war, ihre Ansichten und ihren Machtanspruch über Jahrhunderte brutal und skrupellos durchzusetzen. Doch ein bisschen Demut täte der Kirche nicht schlecht. Und das Eingeständnis, dass die eigenen Ansichten vielleicht doch nicht so menschlich und moralisch sind, wie sie von sich selber gerne behauptet.
Doch wie kann man Fehler eingestehen - wie kann man sie gar machen - wenn man glaubt, das eigene Handeln sei von Gott inspiriert?
P.H.
red horse am 09. Februar 13
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Wasser marsch!
Die EU ist mal wieder tätig geworden. Diesmal hat der
EU-Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz eine Richtlinie verabschiedet, bei der sich die Verbraucher in Europa nicht wirklich geschützt fühlen. Diese Richtlinie legt fest, wie bei der Privatisierung der Wasserversorgung zu verfahren ist. Zwar wird keine Kommune gezwungen, ihre Wasserversorgung zu privatisieren - das gilt allerdings nur, wenn die kommunalen Betriebe auch mehr als 80% des Umsatzes mit Wasser machen. In München beispielsweise bieten die Stadtwerke aber auch Strom und Gas an und wären deshalb doch gezwungen, die Wasserversorgung europaweit auszuschreiben und zu privatisieren. Man kann dieser Vorgabe nur mit dem Trick entkommen, dass ein eigener Betrieb gegründet wird, der sich nur um die Wasserversorgung kümmert. Der läge dann mit Sicherheit über der 80%-Grenze der EU.
Aber wäre eine privatisierte Wasserversorgung nicht besser? Immerhin kümmern sich dann nicht mehr irgendwelche sesselfurzenden Beamten um das Wasser, sondern unternehmerisch denkende Betriebe. Die Qualität der Wasserversorgung sollte steigen, die Preise sollten sinken.
In
Portugal hat man dies schon in einigen Kommunen getestet, hier sollen mit den Erlösen aus der Privatisierung die Schulden bezahlt werden - und die Preise für das Wasser stiegen deutlich an. Der Markt ist also doch ineffektiver als der Staat?
Das muss nicht sein. Das Problem ist nur, dass die Privatisierung von Staatsbetrieben noch lange keinen Markt schafft. In einem Markt sind alle Marktteilnehmer Preisnehmer, niemand hat die Macht, den anderen den Preis vorzuschreiben. Gibt es in einer Branche ein Monopol, dann existiert kein Markt. Die Wasserversorgung ist jedoch ein Monopol. Nur weil man es privatisiert, schafft man noch lange keinen Markt. Man legt nur die Monopolmacht in private Hände - die dann versuchen, den maximalen Gewinn daraus zu pressen. So wird die Infrastruktur vernachlässigt und die Preise steigen, um die Renditen für die Investoren zu erhöhen. Der Staat hat sich noch mit einer schwarzen Null zufriedengegeben, schließlich sind die Wasserkonsumenten auch Wähler, die darf man nicht verschrecken. Ein Unternehmen braucht diese Rücksicht nicht mehr zu nehmen, und kann seine Monopolstellung gnadenlos ausnutzen.
Der fast schon zwanghafte Trieb einiger neoliberaler Politiker, alles privatisieren zu wollen, kann für den Verbraucher nur Vorteile bringen, wenn dabei ein Markt entsteht. Entsteht jedoch nur ein privates Monopol, dann leidet der Verbraucher auf jeden Fall. Und dann sollte der Staat zum Schutze seiner Bürger derartige Privatisierung nicht erlauben, sondern im Gegenteil verbieten.
J.E.
red horse am 02. Februar 13
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Passt es?
Wie heißt es doch in einem Sprichwort: Was nicht passt, wird passend gemacht. Man könnte manchmal meinen, dass sich dieses Sprichwort auf die Europäische Union bezieht. Aber hier geht es nicht um die "Eurokrise", sondern um das Verhältnis vom Kontinent zum Vereinigten Königreich. Unvergessen die
Schlagzeile der Times vom 22.10.1957: "Dichter Nebel im Ärmelkanal - Kontinent abgeschnitten." Großbritannien und der Kontinent gehören nur formal zum selben Erdteil. Und letztlich ist die Insel der Dreh- und Angelpunkt.
So meldete sich auch der britische Premierminister
James Cameron in dieser Woche zu Wort. Er wünscht sich weniger eine Europäische Union als ein "Netzwerk" von Staaten und will seine Landsleute über den Verbleibt Großbritanniens in der EU abstimmen lassen.
Man kann diese Rede als ein wahltaktisches Manöver verstehen. Gerade in Camerons konservativer Partei wird immer wieder gefordert, die EU doch zu verlassen. Mit der Aussicht, in einigen Jahren ein Referendum über den Verbleib der Insel in der EU zu haben, sind diese Kritiker erst einmal beruhigt, und Cameron erhöhte seine Chancen auf eine Wiederwahl.
Doch Cameron's Rede liegt ein tiefer Riss zugrunde, der zwischen dem Königreich und Kontinentaleuropa geht. Der Riss geht um das Verständnis von Freiheit.
Für die angelsächsischen Länder bedeutet Freiheit vor allem persönliche Unabhängigkeit. Der Staat soll sich gefälligst nicht in das Leben seiner Bürger einmischen, jeder soll das machen können, was er will. Niemand soll auf seinem Weg behindert werden, ganz besonders nicht auf seinem Weg zu unvorstellbarem Reichtum.
An diesem Punkt haken die Kontinentaleuropäer ein und merken an, dass es doch nicht gerecht sein kann, wenn einige wenige viel und viele nichts haben. Die Vorstellung von Freiheit des Kontinents ist geprägt von der französischen Revolution: Liberté, égalité, fraternité. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit stehen gleichberechtigt nebeneinander, Freiheit auf dem Kontinent bedeutet vor allem politische Gleichheit. Die Freiheit des Einzelnen steht nicht über dem Wohl der Gemeinschaft.
Die Angelsachsen betonen das Individuum, die Kontinentaleuropäer die Gemeinschaft. Das passt nicht zusammen. Dennoch soll es passend gemacht werden?
Vielleicht wäre es für Europa wirklich besser, wenn Großbritannien austräte.
K.M.
red horse am 26. Januar 13
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Die Partei der Reichen
Morgen wird in Niedersachsen der
Landtag neu gewählt, und die Wahl wird zur Schicksalswahl zweier Politiker: Der FDP-Vorsitzende Philipp Rösler muss um seinen Posten bangen, wenn die FDP zu schlecht abschneidet und gar nicht in den Landtag kommt. Und Peer Steinbrück, der Kanzlerkandidat der SPD, wird starken Gegenwind spüren, sollte die SPD nicht den Regierungswechsel in Niedersachsen herbeiführen können.
FDP- und SPD-Granden plagt die Angst vor der Zukunft. FDP und SPD selig vereint - wer hätte das gedacht, scheine FDP und SPD doch sozial- und wirtschaftspolitische Extreme zu vertreten? Auf der einen Seite die FDP, die Partei der Ärzte, Apotheker, Hoteliers und all der Reichen, die gar nicht wissen, wohin mit ihrem Geld, auf der anderen Seite die SPD, die Partei der Arbeiterbewegung, die sich um den kleinen Mann kümmert, der jeden Tag ums Überleben kämpfen muss.
Doch auch die FDP war mal mehr als die Partei neoliberaler Wirtschaftspolitik. Sie war eine Partei, die für mehr Freiheit in unserer Gesellschaft eingetreten ist, die Willy Brandt und seinen legendären
Aufruf "Mehr Demokratie wagen" voll und ganz unterstützt hat. Doch nun wagt die FDP nur noch weniger Steuern für Reiche und den
Schutz von Steuerbetrügern. Doch wer nur Politik für die oberen Zehntausend betreibt, muss sich nicht wundern, dass die Wählergruppe entsprechend schrumpft - und die Fünf-Prozent-Hürde bald so unüberwindlich erscheint wie der Himalaya.
Ganz anders die SPD: Ihr Wählerpotential könnte ihr leicht die absolute Mehrheit verschaffen. Und dennoch hechelt sie von einem Umfragetief zum nächsten. Verkehrte Welt?
Was hat uns die letzte SPD-Regierung auf Bundesebene denn gegeben? Eine Reduzierung des Spitzensteuersatzes um 11 Prozentpunkte - so stark wie noch nie in der Geschichte Deutschlands; die Etablierung des Niedriglohnsektors; die Streichung der Arbeitslosenhilfe; die Zulassung von Hedgefonds und die steuerliche Bevorteilung von Private Equity. Man reibe sich noch einmal kurz die Augen und bestätige dann: Die SPD unter Schröder hat eine Politik betrieben, bei der die FDP vor Neid erblassen musste.
Und nun bangen FDP und SPD gemeinsam um die Macht. Aber so ist das eben in einer Demokratie: Wer eine Politik für Minderheiten betreibt und das Volk verarscht, den wählt man nicht. Recht geschieht ihnen.
K.M.
red horse am 19. Januar 13
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Glasnost bei der katholischen Kirche
Was waren das für Zeiten, als Mitte der 1980er Jahre mit Michail Gorbatschow ein Chef in den Kreml einzog, der praktisch von einen Tag auf den anderen mit alten Traditionen brach und ansprach, was die Bewohner des sowjetischen Riesenreichs trotz aller Propaganda schon längst wussten: Dass im kommunistischen Arbeiter- und Bauernparadies eben nicht alles so paradiesisch war, wie man sich das gerne gewünscht hätte. Doch den Mut zu haben, dies auch auszusprechen und für mehr Offenheit (Glasnost) und einen Umbau der Gesellschaft (Perestroika) einzutreten, brauchte in den verkrusteten Strukturen der Sowjetunion eine gehörige Portion Mut.
Diesen Mut braucht man im Westen eigentlich nicht. Hier leben wir in einer Demokratie, und es gilt die Meinungsfreiheit. Im ganzen Westen? Nein. Denn der Westen ist auf allen Ebenen von einer absolutistischen Diktatur durchwandert, die heute noch so agiert, wie vor Hunderten von Jahren, so als hätte es die Zeit der Aufklärung und der Demokratisierung nie gegeben.
Diese Diktatur, die katholische Kirche, fiel vor einigen Jahren vor allem dadurch auf, dass weltweit fast täglich Fälle bekannt wurden, in denen
kirchliche Amtsträger Kinder missbraucht hatten - und die Kirchenführung schaute weg oder half sogar mit, die Verbrechen zu vertuschen. Zwischenzeitlich gewann man den Eindruck, dass katholische Priester vor allem deshalb kein Problem mit dem Zölibat haben, weil sie sich ohnehin viel lieber mit kleinen Jungen vergnügen. Allein im
Bistum München Freising ergab eine Untersuchung Hinweise darauf, dass 159 Priester und 96 Religionslehrer Schutzbefohlene missbraucht hatten - und viele Personalakten waren inzwischen aus dem Archiv verschwunden oder lagen nur noch unvollständig vor.
Eine wissenschaftliche Studie sollte nun die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche untersuchen. Doch die Zusammenarbeit mit dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachen wurde diese Woche
mit einem großen Knall beendet. Die Kirche spricht von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis, der Institutsleiter, Christian Pfeiffer, wirft der Kirche vor, dass sie die Forschungsergebnisse zensieren wollte.
Vielleicht wird die Kirche noch eine neue Studie starten, die dann jedoch den Beigeschmack eines Gefälligkeitsgutachten haben wird; vielleicht wird das niedersächsische Institut das Gutachten ohne Unterstützung der Kirche weiterführen - doch wie tiefgehend kann es dann sein? Eine umfassende Aufklärung ist nun nicht mehr möglich. Aber das, so wird gemutmaßt, sei genau im
Sinne konservativer Kräfte.
Die Kirche ist eben noch nicht bereit für ein Glasnost. Vielleicht liegt dies ja auch daran, dass die Sowjets wussten, dass ihr Handeln auf menschlichen Regeln beruht, weshalb es fehlerhaft sein konnte, während die Kirche sich ja in all ihrem Tun auf ein allmächtiges Wesen beruft. Wie soll man sich da irren können?
P.H.
red horse am 12. Januar 13
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Schlussverkauf
Das Jahr geht zu Ende, und nachdem man vor den Feiertagen noch versucht hatte, möglichst viel an den kaufwilligen Kunden zu verdienen, gehen nun auch die Preise nach unten. Die Geschäfte möchten die Läger leerräumen, alles, was selbst verzweifelte Letzte-Minute-Geschenkekäufer nicht mitgenommen haben, soll nun verramscht werden.
In dieser besinnlichen Zeit meldet sich auch unser Bundeswirtschaftsminister, Philipp Rösler, mit einem
Positionspapier zu Wort. In diesem schlägt Herr Rösler vor, dass der Bund seine Beteiligungen an Unternehmen wie der Bahn, der KfW-Förderbank, der Telekom oder der Deutschen Post verkaufen solle. Ziel dieser Verkaufsaktion soll sein, den ausgeglichenen Bundeshaushalt nicht erst 2016, sondern schon früher zu erreichen.
Nur: Wenn der Bund heute seine Beteiligung an Unternehmen verkauft, dann fehlen ihm in Zukunft die Einnahmen aus den Gewinnen dieser Unternehmen. Auch wenn man dank der Verkaufserlöse in einem Jahr einen ausgeglichenen Haushalt erreichen kann - in den folgenden Jahren wird dieses Ziel nur umso schwerer zu erreichen sein.
Nach der aktuellen Gesetzeslage ist das aber auch kein Problem: Der Staat darf keine Schulden mehr machen, und wenn er weniger Geld einnimmt, dann soll er halt weniger ausgeben, kurz: Er soll sich zurückziehen. Röslers Plan, die Bundesbeteiligungen zu verkaufen, ist nur ein weiteres Mosaiksteinchen in dem Plan der FDP, den Staat zu entmachten. Er soll sich aus dem Leben der Menschen und ganz besonders aus der Wirtschaft zurückziehen. Der Markt werde schon alles richten, schließlich lenkt ihn eine "unsichtbare Hand", wie Adam Smith dies beschrieb. Der Markt ist unerreichbar effektiv.
Das dies nur
ein Mythos ist, wissen alle, die sich mit dem "effektiven" Markt beschäftigt haben. Sich selbst überlassen muss ein Markt versagen, da er in Anarchie versinkt. Die Privatisierung von Staatsunternehmen mag wie ein Königsweg erscheinen, um die Versorgung der Bürger zu verbessern, doch er endet in einem Durcheinander, in der die meisten mehr zahlen, und nur einige wenige kassieren. Deshalb kauft auch
Neuseeland, das bis in die 1990er Jahre fleißiger als alle anderen Länder der Erde seine Staatsbetriebe privatisiert hat, diese nun nach und nach wieder zurück. Denn überlässt der Staat der Privatwirtschaft das Feld, dann stirbt die Gemeinschaft.
Die FDP hängt jedoch immer noch dem Märchen vom effektiven Markt an, schließlich profitiert von den Privatisierungen ihre Klientel, die richtig Reichen; denn ist der Staat erst einmal geschwächt, dann hindert niemand sie daran, immense Reichtümer anzuhäufen. Was mit dem Rest der Bevölkerung geschieht, ist dieser Klientelpartei völlig schnuppe. Sie bietet den Staat im Schlussverkauf an und verramscht ihn wie kalten Kaffee.
Da kann man nur hoffen, dass die nächste Bundestagswahl eher das Aus für die FDP als für unseren Staat bedeutet.
J.E.
red horse am 28. Dezember 12
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Selbstmordgefährdet
Nun war es doch nichts mit dem Weltuntergang, den einige für den 21.12.2012 vorhergesagt hatten - nur weil ein uralter
Maya-Kalender an diesem Tag endete. Dabei schien der
Amoklauf von Newtown mit seinen 27 Opfern vor einer Woche doch so ein schöner Auftakt für das Armageddon.
Der Mensch scheint eine Sucht nach dem Ende zu haben. Titel, die uns vor einem neuen Kometenschauer und dem Ende der Welt warnen, verkaufen sich wunderbar. Und wenn schon nicht die Welt untergeht, so schien man in diesem Jahr zumindest darauf zu warten, dass der Euro aufgibt und Europa ins Chaos fällt. Doch nun werten die ersten Rating-Agenturen sogar
Griechenland wieder auf, das uns doch so ein vielversprechender Kandidat dafür war, dem Euro den Todesstoß zu versetzen.
Man kann sich auf nichts mehr verlassen; alles muss man selber machen. Und so schafft es der Mensch, zu jederzeit irgendwo auf der Welt einen Krieg zu führen. Zwar ging die Zahl der
Kriege 2012 auf 34 zurück (von 37 im Jahr 2011), doch vielleicht auch nur deshalb, weil der Mensch glaubte, die Welt würde es Ende 2012 sowieso nicht mehr geben, da brauche er sich selber nicht mehr so anzustrengen. Allerdings motivierte ihn das nahe Ende auch nicht so stark, dass er wirklich überzeugende Entschlüsse gegen den Klimawandel traf. Die
Klimakonferenz in Doha jedenfalls verkam zur Tragödie.
Doch jetzt beginnt die Weihnachtszeit, da sollten wir solche trüben Gedanken vergessen. Nun feiern wir die Geburt des Heilands, der der Welt Friede, Brüderlichkeit und Toleranz bringen wollte.
Vielleicht haben ihn die Menschen auch gerade deswegen umgebracht.
P.H.
red horse am 22. Dezember 12
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Zieh, Django!
Eine Kleinstadt in Amerika - und nicht nur sie - steht unter Schock. Ein Amokschütze hat insgesamt
27 Menschen umgebracht, 20 von ihnen waren Kinder. Noch ist es unfassbar, wie so etwas geschehen konnte, noch fragt man sich, was im Gehirn eines Menschen vorgehen muss, der zu so einer Grausamkeit fähig ist. Dabei vergisst man eines: Die Opferzahl mag ungewöhnlich hoch sein, doch die zugrunde liegende menschliche Brutalität scheint zumindest in den USA etwas ganz normales zu sein.
In Europa wundern wir uns immer, dass die Amerikaner so einfach an Schusswaffen kommen. Diese gibt es dort ganz offen im Supermarkt, und werden nicht wie bei uns in kleinen Läden versteckt, so als handele es sich um pornographisches Material. Selbst kleinste Kinder werden in den USA schon an Waffen trainiert. Und so wundert es nicht, dass allein in den USA jährlich
30.000 Menschen an Schussverletzungen sterben. In Deutschland waren es gerade einmal
1.200 Tote. Umgerechnet auf die Gesamtbevölkerung sterben in Deutschland nur 1/8 so viele Menschen durch Schussverletzungen wie in den USA.
Doch die Zahl der Waffen allein kann dies nicht erklären. Im Jahr 2010 wurden
814 Menschen in Deutschland ermordet. Fast so viele Menschen wurden im selben Jahr in
jeder amerikanischen Großstadt ermordet: In New York gab es 471 Morde, in Los Angeles 458 und in Chicago 312. Wobei sich das FBI über diese Zahlen freute - vor zwanzig Jahren waren die Mordraten noch etwa doppelt so hoch.
So verwundert es nicht, dass die amerikanischen Gefängnisse überfüllt sind. In den USA sitzt knapp
ein Prozent der Erwachsenen im Gefängnis. In Deutschland sitzen nur etwa
ein Promille der Erwachsenen im Gefängnis.
Das Problem der USA sind weniger die vielen Waffen, an die man ohne größere Probleme kommen kann, als eine tendenziell größere Brutalität der Bürger. Vielleicht muss man so werden, wenn man als Einzelkämpfer seines Glückes Schmied ist und ohne staatliche Solidarität mit dem Leben kämpft. Was auch immer der Grund ist: Auch wenn die USA die Waffengesetze verschärfen sollten, wird es erst dann weniger Tote geben, wenn das Land auch zu einem menschlicheren Miteinander findet.
P.H.
red horse am 16. Dezember 12
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Heiße Luft
Blickt man gerade in München aus dem Fenster, dann mag man es nicht glauben: Doch die aktuelle Kältewelle und der zuckerweiße Schnee, die die Stadt im Griff hatben, können nicht verbergen, dass die Erde immer wärmer wird. Aus diesem Grunde hatten die Industrieländer sich auf dem
Umweltgipfel von Kyoto im Jahr 1997 auch darauf geeinigt, den Kohlendioxidausstoß zu reduzieren. Gut, die USA als damals größter CO2-Emittent waren dem Protokoll nie beigetreten, aber viele andere Länder wollten mitmachen.
Doch von diesen Ländern haben sich viele nicht an die ausgemachten Ziele gehalten. Allein Deutschland, Großbritannien, Rumänien, Tschechien und Belgien
erreichten oder übertrafen ihre Ziele, andere Länder wie Russland oder die Ukraine profitierten von einer zusammengebrochenen Wirtschaft, um ihren CO2-Ausstoß zu reduzieren, doch unter dem Strich wuchs der weltweite CO2-Ausstoß, als hätte es das Kyoto-Protokoll nie gegeben. Und ebenso wuchs die d
durchschnittliche Erdtemperatur, als hätte die Menschheit rein gar nichts unternommen, sondern sich nur unbeteiligt im Sessel zurückgelehnt.
Und nun sitzt die Menschheit in Doha zusammen, und versucht, sich neue Ziele für die CO2-Reduktion zu geben. Doch der Gipfel steht
vor dem Scheitern, vor allem, weil die reichen Länder den armen Ländern nicht beim bei der Umstellung auf eine ökologische Wirtschaft helfen wollen.
Sollte er scheitern: Wäre das wirklich so schlimm? Gut, man wird sich von den nachfolgenden Generationen vorhalten lassen müssen, man hätte nichts unternommen, als zumindest noch etwas Zeit gewesen sei. Aber werden uns die nachfolgenden Generationen wirklich Vorwürfe machen? Vielleicht gefällt es ihnen, dass in Berlin und Boston das Klima wärmer geworden ist und Texas zur Wüste wurde. Denn mal ehrlich: Was kam schon Gutes aus Texas?
Und sollte die Konferenz doch zu einem Ergebnis kommen und die Länder der Erde sich auf Ziele einigen: Wäre der Kampf gegen die Erderwärmung dann gewonnen? Das Kyoto-Protokoll hat uns gezeigt, dass solche Vereinbarungen nicht das Papier wert sind, auf dem sie niedergeschrieben wurden.
Die Konferenzteilnehmer, so scheint es, erzeugen auf ihren Tagungen mehr heiße Luft, als sie nachher zu verhindern suchen. Sollen sie doch zu Hause bleiben und sollen die Dinge doch ihren Lauf nehmen. Wer sagt denn, dass der Mensch das nächste Jahrtausend erleben muss? Die Erde wird es dann auch ohne uns noch geben.
K.M.
red horse am 08. Dezember 12
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